Meine Güte, was war das wieder für ein Food-Overkill an Weihnachten?! Dem hausgemachten Kartoffelsalat meines Vaters war ebensowenig zu widerstehen, wie meiner Mutters Rouladen, einem vorzüglichen Hasenbraten, der unvermeidlichen Ente, all den Klößen, Rot-, Grün- und Rosenkohlbeilagen und natürlich den pilz- und rotweingeschwängerten Saucen-Orgien mit Sahne-Booster ... alles in allem vom kalorischen Standpunkt aus gesehen ein äußerst fragwürdiges - aber über alle Maßen leckeres - Fest. Und nun back to normal - gesunde Ernährung ist angesagt.
Welch´ Überraschung auf der Wage, ich bin um keinerlei zusätzliches Gewicht schwerer. Bei meiner Statur wäre das auch ein Wunder. Dennoch, ganze 4 Tage Trainingspause, die ich mit einem Non-Stop-Fressen verbracht hatte, werden ihre Spuren hinterlassen haben. Hatten sie dann auch - um ganze 15 bis 20 Schläge ist meine Herzfrequenz in den einzelnen Trainingszonen höher als im Schnitt der vergangenen Sessions.
Na, das können wir auch besser!
Gelesen und in die Tat umgesetzt: Erstens, dass nämlich naturtrüber Apfelsaft wesentlich mehr "gute" Inhaltsstoffe, wie Polyphenole oder wichtiges Kalzium und Magnesium enthält. Fünf mal so viel, wie gefilterter, klarer Apfelsaft.
Also logisch, dass ich umsteige und von nun ab meine Schorle aus 1:2 naturtrübem Saft mit leckerem (stillen) Mineralwasser besteht!
Und zweitens: Eine Nachricht, die mich als passionierten Sojamilch-Fan schon etwas geschockt hat. Laut einer Studie, die man mit 60 Probanden im Krafttraining gemacht hat, hat die Kuhmilch als Lieferant von Proteinen am besten abgeschnitten. Sojamilch und ein Kohlehydrat-Drink schnitten schlechter ab. Wieso? Anscheinend gibt es in der Kuhmilch Stoffe, die beim Muskelaufbau essenziell sind. Stoffe, sie im pflanzlichen Soja und dem artifiziellen Energy-Drink wohl nicht enthalten sind.
Joe Friel - by the way - rät ja sowieso, in der Zeit 30 Min bis 2 Stunden nach einem Training zu Eiweißzufuhr in Form von gezuckerten Milchprodukten.
Und so gönne ich mir nun jedes mal nach dem Training einen leckeren Kakao. Thunfisch, habe ich gelesen, sei ja auch der Burner nach einem harten Training: Aber wie man beides kombinieren kann, da lassen sie einem wieder mal im Dunkeln.
Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
28 Dezember 2008
Ernährung, Weihnachten und Weisheiten
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24 Dezember 2008
Auch das beste Liegerad ...
... hat mal Pause. Zu Weihnachten zum Beispiel, wo man nicht in engen Klamotten schwitzen in der Speedmachine hängen und an seiner anaeroben Kapazität arbeiten, sondern bei seinen Eltern mit seinen Lieben sitzen und sich vollfressen soll.
Also auf geht es!
Natürlich nicht ohne vorher meinen ersten Trainingsblock abzuschließen. Und so kann ich nun die Durchschnittsdaten von sechs Trainingseinheiten - inklusive einer Doppeleinheit mit 2 Trainings pro Tag - in einem Graph zusammen fassen:
Durchschnittlich trainiere ich demnach bei 151 Schlägen, was eine sehr gute Frequenz für den Ausdauerbereich ist. Klaro - spannend wird es erst, wenn ich nach weiteren 6 Sessions den nächsten Graph eintrage und den nächsten Conconi mache. Und dann sehen wir, was das Rollentraining wirklich bringt.
Naja. Aber nun gehts erst mal los zu Mutti - eine herrliche Gans mit Rotkraut, Klößen, Kaffee und Kuchen, Rouladen, Häschenkeule, Eclairs, Keksen und und ... allerlei warten auf mich. Weihnachten halt ...
FROHES FEST, IHR LIEBEN!
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 1 Kommentare
22 Dezember 2008
Mein erster Conconi
Da war es am Sonntag also endlich so weit - mein erster Conconi-Test steht an. Die Mauz kam zu Besuch, zunächst mit etwas Zurückhaltung, denn als ich sie bat, mir beim Finden meiner Laktatschwelle zu helfen, hatte sie wahrscheinlich das Schlimmste befürchtet ...
Aber ich brauchte sie ja als Pulsüberwachungs- und Protokollinstanz. Kurze Einweisung, schon konnte es losgehen: Beginnend bei 100 Watt - so hatte ich es bei Joe Friel gelesen - solle man sich alle 60 Sekunden um 20 Watt steigern. Und dies so lange, bis man entweder nicht mehr kann oder die maximale Herzfrequenz (bei mir rechnerisch bei 193 Schlägen) überschritten sein würde.
Und so streifte ich die sexy-enge Radlerhose über, legte mich in den Sitz der Speedmachine und erwärmte mich eine Runde. Die Mauz checkte die Funkverbindung des Pulsmessers - und als dieser wieder eine ruhige 100 anzeigte, begann der Spaß.
Zunächst bei 100 Watt. Dann 120. Dann 140. Alles kein Problem.
Ab 180 Watt wurde es dann schwierig. Der Schweiß begann zu fließen und die Atmung ging schwerer. Ab 200 Watt dann pumpte ich den Sauerstoff nur so hinein und hinaus (ich glaube, dass ist das, was Friel als die "Atmungsschwelle" bezeichnet) und ab 260 Watt war Schluss, diese Stufe hielt ich nur wenige Sekunden durch.
Aber, alles in allem ein gelungener Test, den ich auch sogleich ins Koordinatensystem übertrug:
Und da ist sie: Bei knapp unter 170 Schlägen pro Minute, meine Laktatschwelle. Sie liegt momentan bei 200 bis 220 Watt. Verbesserungswürdig, ich weiß, ich weiß.
Na, dann mal ran! Das ganze testen wir in 4 Wochen noch einmal, liebe Mauz, und dann schauen wir weiter. Fragt sich nur, wie sich die Gänse-Knödel-Stollen-Pralinen-Braten-Mega-Fress-Zeit über Weihnachten auf die Leistung auswirkt ...
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 0 Kommentare
19 Dezember 2008
Henne & Ei
Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft - und so interessiere auch ich mich natürlich für alles neue, was in Sachen Liegerad hier und da auf den Markt kommt. Beim nächtlichen Surfen kurz vorm Schlafengehen entdeckte ich gerade eine AdWords-Anzeige eines - mir bis dato unbekannten - Liegeradherstellers namens Craxx-Bikes.
Vom Namen kann man halten, was man will - für mich klingt dieser eher wie ein fehlgeschlagener Versuch, jung & dynamisch daher zu kommen, erinnert "Craxx" doch sehr an das englische "Crank" und klingt wie das Geräusch, das einem beim Rahmenbruch um die Ohren fliegen wird. Aber das ist Geschmacksache.
Was allerdings wirklich fragwürdig ist, war die Wahl des Werbe-Claims dieser nach eigener Aussage seit 2005 auf dem Markt befindlichen Firma: Bei uns liegen Sie richtig.
Ja, da war doch was ... da war doch jemand?!? Kenner durchzuckt es natürlich sofort: Klaro, die Jungs von HP Velotechnik aus Kriftel werben mit einem ganz ähnlichen Claim. Na, und wer hier die Henne und wer das Huhn ist, sollte wohl klar sein.
Immerhin tüfteln die Velotechniker schon seit 1997 unter dem Motto: Hier liegen Sie richtig! Na, es bleibt also spannend, was sich hier noch tun wird. Zumal der Online-Shop von Craxx das Komplettrad ab 829 Euro anbietet. Wie sie das wohl hinbekommen?
Mal ehrlich - ich finde beide Claims ziemlich flach. Aber auch das ist Ansichtssache. Hauptsache, die Bikes sind Klasse. Und wo ich "richtig liege", da habe ich meine Wahl schon längst getroffen.
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 0 Kommentare
17 Dezember 2008
Übertraining ...?
Übertraining - gibt es so etwas? Kaum vorstellbar, vor allem für Leute, die es schon für Sport halten, mit zwei Tüten vom Lidl nach Hause zu gehen. Sich über-zutraineren, das klingt wie "ich löse in meiner Freizeit gern Vektorgleichungen und kann nicht genug davon bekommen." Aber Übertraining ist real.
Bei mir kam die Botschaft gestern an. Ich meine, ich bin echt fleißig. Wie eine Biene. Ich habe ein Ziel. Und kenne den Weg dahin. Ich weiß, dass er steinig und lang ist, aber ich weiß auch, dass es sich am Ende gelohnt haben wird. Zudem: Wer glaubt, dass Muskelaufbau und Konditionstraining ein Zuckerschlecken sei und nicht ohne Schmerzen, Plackerei und Schweiß abgeht, der hat sich sowieso getäuscht - umsonst ist nix in diesem Universum.
Und so ziehe ich mich jeden Abend um - frisch heimgekehrt von einem mehr oder weniger harten Tag in der Agentur - die enge Radlerhose, die Funktions-Socken und die Click-Schuhe lösen die förmliche Werber-Kleidung ab. Dann lege mich in den Sitz meiner Speedmachine - atme durch und freue mich auf die nächsten 60 Minuten Stufentraining.
Nein, ich freue mich echt.
Wirklich.
Bin ganz wild darauf. Kann mir gar nicht vorstellen, wie es anders sein könnte. Wie gesagt, er hat ein Ziel, der Liegerad-Fahrer. Nämlich die Kondition soweit aufbauen, dass er 2009 im Frühjahr Vollgas geben kann, dass der Ritt nach Paris zu einem Kindergeburtstag wird und die Tour durch Canada über die Rocky Mountains zu einem Zuckerschlecken.
Enthusiasmus, der allerdings auch nach hinten losgehen kann.
Meine derzeitige Abendlektüre, die "Trainingsbibel" von Joe Friel, sie warnt eindringlich vor "Übertraining". Er schreibt von Sportlern, die so vernarrt, so verbissen sind, dass man bei ihnen schon wirklich von Junkies sprechen kann, da sie alle Anzeichen einer Suchtausprägung zeigen. Wie Drogensüchtige kennen sie nur noch eines: Bei ihnen ist es das Abmühen, das Schwitzen, sind es die Schmerzen und die Zwangsvorstellung, dass ein Tag ohne Training eine Katastrophe sei, die die ganze Fitness infrage stellt.
Ohne System, ohne Verstand. Sie sind Süchtige. Krankhaft. Sie powern ohne Pause.
Friel schreibt, dass man maßvoll trainieren soll. Seinem Körper die Überbelastungen, an denen er wächst, sinnvoll dosiert verabreichen soll. Und dass man aufhören soll, wenn es nicht mehr geht - Stay healthy - das oberste Gebot. Man soll sich Pausen gönnen. Und abbrechen dann, wenn es keinen Sinn hat.
Ich glaube, ich bin auch so ein kleiner Übertrainingskandidat. Zumindest in einer leichten Form: Heute werde ich einen Termin haben und nicht trainieren können. Seit einer Woche beschäftigt mich das. Verdammt - heute fällt eine Stunde aus!
Gestern dann das Malheur, das mich aufweckte und mir die Bedeutung von Friels Worten wahrhaft plastisch vor Augen führte: Ich trainierte, alles lief. Doch ab der 30ten Minute hatte ich das Gefühl, dass mir meine Leiste platzt. Einfach so. Bei jedem Tritt, es fühlt sich an, als würde jeden Moment einem Peitschenschlag gleich die Leiste explodieren.
Symptom des Übertrainings: Normalerweise hätte ich jetzt die letzten 30 Minuten durchgeprügelt. Bin halt eine harte Sau. Aber Joe Friel hat es mir beigebracht - es ist okay, abzubrechen. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben.
Ich stieg ab.
Enttäuscht.
Aber froh zugleich.
Man muss Scheitern auch zulassen können. Um an ihm zu wachsen. Sicher kam der Schmerz vom Training des Vortages.
Denn mein Trainingsplan ist so aufgebaut, dass er ein kleines Rennen simuliert. Zunächst die Startphase, in der sich das Feld sammelt und man alle Hände (Beine) voll zu tun hat, sich vom Peloton abzusetzen oder zumindest eine schöne, bequeme Position im Feld zu erreichen (das simuliere ich mit 3 x 5 Minuten stetig steigender Wattzahl von 120 auf 180).
Dann folgt die Rennphase. Alle haben ihren Platz, fahren im Feld. Es rollt. Man müht sich - tötet aber nicht seine Waden (simuliert durch 35 Minuten bei 140-150 Watt Dauerbelastung).
Zwischendrin mal 5 Minuten bei 120 Watt. Windschattenfahren.
Und dann, dann kommt die Schlussphase. Der Parforceritt. Zunächst sind alle nervös, einer um den anderen rüttelt sich kurz auf, sprintet nach vorn. Das Feld strengt sich kurz an, holt ihn ein. (simuliert mit 5 Minuten bei 150 Watt nach bereits 55 Minuten im Sitz der Speedmachine)
Und dann, dann der Mord. Tod aller Muskeln. Verderben und Höhepunkt zugleich: Der Sprint. Die letzte Minute. Alles geben, wo eigentlich nichts mehr ist. Alles rausholen, wo eigentlich schon seit einer Viertelstunde gähnende Leere herrscht.
1 Minute bei 250 Watt.
Es ist Schmerz pur. Der Mund weit aufgerissen, zum Schreien geöffnet - aber hastig Sauerstoff einsaugend. Man möchte brüllen, ist aber froh, wieder einige Liter Sauerstoff statt dessen in den Körper gepresst zu haben.
Und diese letzte Minute bei voller Kraft, sie war dann wohl auch der Grund, warum sich bei mir einen Tag später dann letzendlich die Leiste verabschiedet hatte.
Und so bekam das gute Stück dann gestern auch eine ordentliche Portion von einer tollen Zaubersalbe namens "Traumaplant" verabreicht. Nicht nur, dass die geschundene Leiste einen frischen Wohlgeruch verströmte - heute morgen fühlt sie sich wieder wie neu an. Supermittel!
Und irgendwie bin ich erleichtert, denn ich weiß, dass sich heute mein Körper, der alles andere als ein Athletenbody ist, erholen kann, die Leiste vorneweg, um dann morgen wieder alles zu geben.
Eine Stunde. Hartes Kurbeln bei dröhnender House-Musik. Schweißperlen in Frottierhandtüchern, Zähne zusammen um die Wattzahlen zu halten, Stechen in den Waden: Wir ignorieren es ... und dann, nach 59 Minuten, der Endspurt, noch einmal alles mobilisieren, scheißegal, ob es weh tut, alles raus zum Rapport, wir werfen alles an die Front, treten, dass das Rad in der Verankerung der Rolle zittert, meine Scheiben wackeln und die Nachbarn denken, ich fahre Traktor im Wohnzimmer - dann, wenn es eine Minute mit über 250 Watt zur Sache geht, ich meine Zähne zusammenbeiße und die Lunge Stöße atmet, der Sauerstoff nur so ins Blut schießt, die Scheiben beschlagen und ich dampfe vor Hitze wie ein Ofen, wie eine Herdplatte ohne Topf.
Süchtig? Ach iwoo ... nur motiviert.
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 0 Kommentare
16 Dezember 2008
Trainingsplan revisited
Nicht, dass ich zu wissenschaftlich werden will, aber die Lektüre der wunderbaren "Trainingsbibel für Radsportler" von Joe Friel zeigt erste Ergebnisse: So habe ich gelernt, dass der maximale Trainingseffekt nicht etwa nur durch stupides Bewegen immer gleich(schwer)er Muskeln und Bewegungsabläufe zu erzielen ist - sondern die Kunst eher darin besteht, sich zunächst einmal selbst dahingehend zu analysieren, wo die eigenen stärken und Schwächen liegen. Um dann eher die Schwächen zu trainieren.
Manche sind als Sprinter geboren. Manche als Marathon-Fahrer. Manche sollten lieber zu Fuß gehen ...
Und so werde ich mir wohl demnächst ein Pulsmessgerät anschaffen, um mit dem Conconi-Test und allerlei anderer toller Tests diese meine ganz persönlichen Leistungskennzahlen zu ermitteln - um dann z.B. genau an oder gerade unter meiner Laktatschwelle und meiner Laktatschwellen-Herzfrequenz trainieren zu können ... dass das mal so ausartet, wer hätte das geahnt?
Nun denn, frisch ans Werk, gestern dann habe ich meinen Trainingsplan noch einmal überarbeitet - die Pause zwischen den beiden Blöcken habe ich gestrichen. Es wird jetzt eine Stunde durchgefahren - vor allem das letzte Teilstück mit den irrsinnigen 250 Watt für eine Minute nach 55 Minuten Dauerbelastung ziehen einem den letzten Saft aus den Knochen.
Aber wie herrlich dann die Dusche und die Anschließende Massage der betroffenen Muskelpartien mit dem guten Franzbranntwein von Klosterfrau!
In den nächsten Wochen kann ich dann hoffentlich meine Wattzahlen noch genauer einstellen, mehr nach Puls denn nach Watt trainieren und dann über den Januar bis zum März den Plan so ausbauen, dass er sachte die Trainings-Reize erhöht und sich die Trainingszeit von nun 60 Minuten auf 90, später 120 Minuten verlängert.
Und ich sehne mich nach echten Straßen ...
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 0 Kommentare
14 Dezember 2008
Constantly training ...
Eine Woche habe ich nun die Rolle bei mir zu Hause. So trainiere ich jeden Tag meine beiden Blöcke á 30 Minuten - heute die insgesamt zehnte Session beendet.
Welch´ein großartiges Gefühl, in den runden Tritt zu kommen, zu schwitzen und dabei die Stereoanlage, aus der treibende Beats wie klatschende Menschenmassen am Tourmalet zum Durchhalten animieren, immer weiter aufzudrehen, wenn die Wirbelstrombremse zu laut wirbelt ...
Nachdem ich dann auch endlich einmal mein echtes Gewicht in den Computer eingegeben hatte, sind nun leider sämtliche Wattzahlen meines Trainingsplans obsolet geworden - richtet sich die Leistung in Watt doch auch maßgeblich nach dem Gewicht des Fahrers. Und da mein Vorgänger mit 58 Kilo erheblich leichter war als ich, konnte ich im Laufe der letzten drei Sessions meine neuen Wattzahlen für die drei Leistungsstufen meines Liegerad-Trainingsplans neu ermitteln:
Stufe 1 (Warm-Up) 115 bis 125 Watt
Stufe 2 (Dauerbelastung) 140 bis 150 Watt
Stufe 3 (Reizbelastung) 165 bis 175 Watt
Stufe 4 (Spitzenbelastung) 240 bis 250 Watt
Ich freue mich.
Heute morgen, die Weihnachtsfeier meiner Agentur steckt mir noch in den Knochen, bereite ich mir zunächst einen leckeren Drink zu. Das Gute beim Rollentraining ist ja, dass man direkt neben sich auf dem Couchtisch ein kleines, nettes Buffetchen mit leckeren, unterstützenden Dingen aufbauen kann. So habe ich immer neben meinem Frottier-Schweißhandtuch einen Liter leckeren Getränks griffparat, eine Banane und ein Täfelchen Schokolade für Extrapopwer im zweiten Trainingsblock griffparat.
Heute soll es eine Spezial-Weihnachtsfeierkater-Mischung aus Orangen, Möhren, einem Schuss Olivenöl, Wasser und Thai-Red-Bull sein. Lecker, aber pappesüß. Ob es geholfen hat, weiß ich nicht.
Á propos geholfen: Ob die ganzen Pillen, die ich mir vor und während meiner Fahrten reintue, auch helfen, weiß ich nicht. Aber ich nehme seit dem ich die Speedmachine habe jeden Tag eine Magnesium-Kapsel und eine für meine Knie-Gelenke.
Aber nur die von Taxofit. Warum? Ich habe die (erheblich preiswerteren) Magnesium-Kapseln aus dem ALDI probiert und litt vor allem während meiner ersten Touren unter derben Blähungen. Großartige Szenen spielten sich da im Sitz meines Liegerades ab ...
Nun können diese Gasungen auch an tausend anderen Dingen gelegen haben, aber seit dem ich auf die Vitalstoffe von Taxofit umgestiegen bin, treten die nicht mehr auf.
Und ob nun Koinzidenz, wachsende Körperform oder wirklich durch die Vitaminpillen: Seit dem ich Taxofit Gelenke plus nehme, hatte ich keine Knieschmerzen mehr. Ist mir auch irgendwie egal - selbst wenn es nur Placebos wären, sie geben mir Kraft und lassen mich besser fühlen.
Zudem widme ich mich der Lektüre der "Trainingsbibel für Radsportler" von Joe Friel, wohl einem der Standardwerke für systemisches Training. Mal sehen, wie sich mein Hobby-Trainingsplan demnächst verändern wird.
Für heute steht noch eine Session auf dem Plan. Diese dann unter der Maßgabe, meine Leistungskennzahlen für eine Fahrt ohne künstliche Steigung zu ermitteln, denn eines, das habe ich in der Trainingsbibel schon gesehen - alle Richtwerte sind bei Slope 0 ermittelt worden, nicht bei +7, den ich fahre.
Wer hätte je geahnt, wie aufregend und interessant "langweiliges" Rollentraining im Winter mit dem Ergometer sein kann?
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 0 Kommentare
06 Dezember 2008
Wintertraining
3, vielleicht 4 Monate ohne Training? Das halte ich nicht aus! Eine Lösung musste her - obwohl ich gelegentliche winterliche Ausritte mit dem Liegerad nie wirklich ausgeschlossen habe, würden mich die wenigen zu erwartenden Einsätze nicht zufrieden stellen können. Das war mir schnell klar.
Dabei will - und muss - ich an meinen Schenkeln und Waden arbeiten. Denn in 2009 stehen einige schicke Tourenprojekte an.
Die Lösung: Eine Rolle fürs Wohnzimmer. Schöne Geräte, wie das Tacx, habe ich bei Karstadt Sports für 250 €, bei eBay neuwertig für 180 € gesehen. Leider im Zuge des Ausgaben-Harakiris zu Weihnachten nicht wirklich eine Alternative.
Meinem lieben Arbeitskollegen Jan sei Dank, steht nun doch eine solche Rolle in meinem Wohnzimmer. Die Speedmachine war kinderleicht per auswechselbarem Schnellspanner eingehangen und mit der digital steuerbaren Wirbelstrombremse kann ich nun meine persönliche Leistung in Watt, die Zeit, Geschwindigkeit und alles mögliche andere live beim Fahren ablesen - gemütlich und Warmen, ein Handtuch für den Schweiß, kühlende Schorle und die Fernbedienung für den Fernseher oder die Stereoanlage immer in komfortabler Reichweite.
Nach zwei Tagen auf dem Rad konnte ich meine Leistungsbereiche bereits sehr gut einteilen und mir einen Trainingsplan zusammenstellen, der ganz gut die Belastungen meiner normalen Trainingsausritte um den Hamburger Airport ganz gut nachzeichnet:
Nach dem Warm-Up, das aus 50 Liegestützen besteht, fahre ich zwei Blöcke á 30 Minuten in wechselnden Leistungsbereichen. Ich habe für mich von den 9 einzustellenden Widerständen des Gerätes den mit der Nummer 7 als den identifiziert, der mir über mein gesamtes Leistungsspektrum die größt mögliche Freiheit zur Variation lässt.
Ich beginne mit 5 Minuten Warmkurbeln bei 100 Watt, dann folgen jeweils zwei 5-Minutenblöcke mit 130-140 und 160-170 Watt. Nach diesem Steigerungslauf fahre ich die restlichen 15 Minuten wieder im 130-140-Watt-Bereich.
Die 5 Minuten Pause muss ich allerdings mit 25 weiteren Push-Ups verbringen, was die effektive Ruhephase auf 4 Minuten schrumpfen lässt. Allerdings ist das genug, finde ich.
Der zweite Block ist Hardcore. Anders als im ersten beginne ich - nach den obligatorischen 5 Minuten bei 100 Watt - hier mit dem Langzeitfahren und hänge erst einmal 20 Minuten bei 130-140 Watt im Liegerad. Dann, zum Ende hin, muss ich wie ein echter Rennfahrer im Straßenrennen noch einmal alles mobilisieren. Der Sprint ins Ziel also - so martern die letzten Minuten mit stetig steigenden Leistungsintervallen: Erst 4 Minuten bei 160-170 Watt, die schon extrem in die Beine gehen und einem den Schweiß nur so aus den Poren treiben und dann folgt die letzte Minute bei Vollgas. 200 Watt, oft 220 Watt, und das 60 Sekunden lang.
Danach ist man tot.
Und muss noch 25 Liegestütze absolvieren. Ich finde mich als Trainer hart. Aber Spaß macht es trotzdem, auch wenn es nicht einmal ansatzweise das Fahren in der Natur, das echte Steuern, den Wind um die Nase und die Belastungen auf echtem Asphalt nachstellen kann. Als Aufbau- und Ergo-Training aber eine großartige Sache.
Heute, am Samstag, habe ich dieses Programm einmal am Vormittag und das zweite mal am Nachmittag absolviert, wobei ich mir beim zweiten Durchgang nur 2 mal 25 Push-Ups gönnte.
Und wie ich das sehe, werde ich in den nächsten Wochen nach der Arbeit, am Abend, also anstelle meiner beiden Runden um den Airport eine hübsche heiße Stunde im Stehen - bei rasanter Kurbelaction im Wohnzimmer verbringen. Yeah - wenn das kein gutes Training für das kommende Jahr ist.
Aber nun brennen meine Waden und verlangen nach Franzbranntwein. Und den sollen sie bekommen ...
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 1 Kommentare
23 November 2008
Das war die Saison ...
Etwas wehmütig ist mir schon bei dem Gedanken, dass es das nun war. Saison 2008 - vorbei. Vorbeigeschossen, wie meine Speedmachine an unzähligen tollen Orten, an Sonnenauf- und -untergängen, an Rennradlern. Vorbeigeflogen, wie 7.500 Kilometer, wie unzählige tolle Stunden.
Und da 2008 mich hat so viel erleben lassen, hier die Top-10 der Saison 2008:
Platz 10 - Mecklenburgische Hitzeschlacht
Es war im Hochsommer. Mein Bruder hat Geburtstag. Ich habe ein verlängertes Wochenende zur Verfügung. Also los - 200 km Luftlinie, sagt Google Maps. Zwei Tage Anfahrt durch die gelbe Rapshölle, Schlafen im Elch-Hotel, kurbeln durch Kiefernwälder und dann die Belohnung - Feiern mit Gin-Tonic-Absturz. Die Rückfahrt, Marathon-verdächtig.
Herrlich, 400 Kilometer durch das wunderbare Norddeutschland.
HH - Laage: 4 Tage durch die gelbe Hölle Mecklenburgs
Platz 9 - Schnellschuss in den Süden
Naja, ganz so weit in den Süden ging es dann doch nicht, aber immerhin 300 Kilometer an diesem wunderbaren Wochenende. An den Rudower See. Samstagmorgen hingeflogen, durch einen perfekten Sommertag mit Warpgeschwindigkeit im Liegen. Danach nur noch am See gelegen, die Sonne grüßte rot zum Abschied, ich winke und schlafe den Schlaf der Glücklichen in einem Zelt und merke nicht, wie die Ameisen in der Nacht zum Großangriff blasen.
Großes Kino - nur einen Tagesritt von der quirrligen Großstadt entfernt, das Paradies liegt vor unserer Haustür!
HH - Rudower See: 300 Kilometer ins Paradies
Platz 8 - Sommer in der schönsten Stadt der Welt
Das war ein Sommer - ein Tag schöner als der nächste. Wärme, die bereits beim kraftvollen Beschleunigen den Schweiß aus allen Poren treten lässt, Tausende Sonnenanbeter, die die Straßen bevölkern und tausende Kilometer auf diesem tollen Wunderrad. Trips - kurze und lange - in und um diese großartige Hansestadt. Den Hamburger Hafen, am Deich entlang in den Norden, meine Trainingsrunden um den schicken Airport und natürlich immer wieder gern - ein Schauritt mit 55 km/h an den Landungsbrücken entlang: Porschefahrer an Ampeln und Touristengruppen mit offenem Mund pflastern meinen Weg ...
Hamburg, ein Sommermärchen: Speedmachine in der schönsten Stadt der Welt
Platz 7 - Generalprobe und Beinahe-Crash
Meine große Tour nach Portugal stand an und ich war mir nicht sicher, ob ich das überhaupt durchhalte - 800 Kilometer allein durch ein fremdes Land. Also dachte ich mir, teste ich das einfach mal. Wie wäre es also mit einer Fahrt ins Münsterland? Explodierende Kniegelenke, schlaflose Nächte wegen Waden-Alarm und Seitenstechen epischen Ausmaßes machten die 3-tägige Hinfahrt nach Coesfeld zur Tour de Force. Belohnt aber wurde ich mit sensationellen Ausblicken auf die großartige westfälische Landschaft, Einblicken in pittureske Dörfer mit Fachwerk-Overkill und vielen tollen Kilometern.
Unvergessen mein 5-Kilometer-Selbsmordritt durch den Autobahn-Tunnel bei Porta Westfalica - Speedmachine-Banzai!
HH - Coesfeld: Westfalen & Münsterland at it´s Best
Platz 6 - Zur Sonneninsel!
Es war eines dieser unzähligen Wochenenden, an denen alles gepasst hat: Der Himmel präsentierte sich in strahlendstem Blau, keine einzige Wolke trübte diese Overtüre in Azur, dazu Temperaturen, die zum Nacktfahren animierten und eine Strecke, wie sie von Caspar David Friedrich nicht besser hätte gemalt werden können. Auf zur sonnenreichsten Insel Deutschlands! Die Hinfahrt ein Traum mit Alb-Passagen. Ekelhafter Gegenwind ab Fehmarn, dafür ein Zelt direkt am Strand, Einschlafen mit Meeresrauschen, jeder Atemzug eine Luftkur. Totale Erholung kondensiert zu einem Wochenende - knapp 300 Kilometer und dann Zelt-Wellness am Ende von Deutschland.
HH - Fehmarn: Eine Insel zum Verlieben
Platz 5 - Ebbe, Flut und alles ist Gut.
Ein Kraftakt sondergleichen - die Hinfahrt zur Insel Pellworm. Ich stehe 4 Uhr auf und bin noch vor der Sonne auf dem Rad, verlasse Hamburg als die letzten betrunkenen Partylöwen nach Hause wanken, starte in einen Sonnenaufgang. So intensiv wie noch nie zuvor erlebe ich diesen Farbzauber, wundersame Lichtspiele und den Sieg eines heißen Sommermorgens über taubedeckten Wiesen. In Husum liegen Krabbenkutter wegen der Ebbe im Schlick, auf Pellworm betrete ich eine wunderbare Nordseeinsel und wohne direkt am Leuchtturm. Spaziergänge am Deich, frischen Fisch von Vietje´s Kutter direkt in die Pfanne geschmissen - ein Traum-Trip an die Nordsee!
HH - Pellworm: 200 km zum schönsten Leuchtturm Deutschlands
Platz 4 - Parforceritt in eine andere Hansestadt.
Oh ja, wie könnte ich ihn vergessen - diesen wohlgeformten, wundervoll ausgereiften, trainierten, festen und unglaublich lecker aussehenden, sich im Takt der kraftvollen Bewegung hin- und herschaukelnden und dermaßen hübsch anzusehenden Hintern des Mädchens, das sich genauso wie ich diese fiese, steile Brücke hinaufkämpfen musste. Wie könnte ich vergessen, wie ich genüsslich einige Gänge runterschalten, mich hinter ihr einordnen und den ganzen langen Anstieg zum Scheitelpunkt des Stahlkolosses von diesem Weltniveau-Hinterteil hinaufziehen lassen konnte? Inline-Skater-Mädchen - du bist wahrlich der Höhepunkt einer großartigen Wochenend-Tour.
Ach ja, es ging nach Kiel ...
HH - Kiel: Hervorragend hinterm Hintern herumgekurvt
Platz 3: Die Speedmachine in Schweden
Das war ein sensationeller Ritt und leider auch schon der Abschluss einer Touren-Saison vom Feinsten: Mit einem Freund (auf seinem schnieken Bianchi-Flitzer) von Hamburg durch das schöne Dänemark in Schwedens wunderbaren Süden. Bis Göteborg, 860 Kilometer mit brachialstem Rückenwind durch das Blondinen-Paradies, durch Wälder mit wildromantischer Schönheit, an zerklüfteter Schärenküste und tollen schwedischen Fischerdörfchen. Sportlich, sportlich - dabei genossen wie lange nicht mehr.
Bis Göteborg: Herbsttour nach Südschweden
Platz 2: Portugal - Traumland für Liegeräder!
Ja, das stimmt wirklich! Zwar warnten zwei nagelneue und druckfrische Reiseführer vor Portugals wilden Freizeit-Schumis auf den Straßen, ich aber konnte in den 2 Wochen nur rücksichtsvolle, nette, geduldige und freundliche Autofahrer beobachten. Im Gegenteil: Sie hupten, grüßten und winkten, riefen anspornend "Rapido! Rapido!", wenn ich an den Berganstiegen zu verzweifeln drohte und hielten respektvoll Abstand, wenn ich selbige mit 66 km/h hinabschießen und mir den heißen Wind um die Ohren flattern lassen konnte.
800 fantastische Kilometer durch ein wundervolles Land - halbtot der Berge wegen aber hochglücklich, diesen Kraftakt allein durchgestanden zu haben.
Lissabon - Porto: Durch den Backofen Europas
Platz 1: Vorfreude ...
Auf dem ersten Platz ist natürlich die Vorfreude auf das, was im nächsten Jahr kommen wird. Eine Tour von Paris nach Hamburg, Kanada und die Rocky Mountains natürlich und eine Menge, Menge vieler Wochenenden, die ich nutzen werde, um die Speedmachine vom schönen Hamburg aus an all die wunderbaren Orte zu tragen, die unser tolles Heimatland so zu bieten hat: In die Alpen wird es gehen, wo ich bei Höllenaufstiegen meine Waden und bei rasanten Abfahrten den Geschwindigkeitsrekord sprengen kann, nach Berlin will ich fahren, meine alte Heimat besuchen und ... noch so vieles tun, was ich jetzt gar nicht planen mag.
Es ist diese Vorfreude, das Kribbeln, die das schönste ist am Dasein eines Speedmachine-Piloten.
Gestern habe ich das Rad nach fast 2.000 Kilometern ohne Reinigung noch einmal in einem dreistündigen Kraftakt auf Hochglanz poliert. Nun steht sie da, wie eine Kathedrale des Sports, eine abstrakte Statue, eine Hommage an Kraft und Geschwindigkeit.
Sie glänzt.
Sie grinst.
Sie lächelt mich an und lässt es in mir kochen.
Und brodeln. In 3, vielleicht 4 Monaten geht es wieder los. Wir können es kaum erwarten.
Lars .... Unknown 0 Kommentare
16 November 2008
Sun & Rain
Eine Erkenntnis, die gilt es, sich als Radfahrer zu erarbeiten. Bei mir hat es wohl einige Tausend Kilometer gebraucht. Aber heute stelle ich zu meiner Zufriedenheit fest, dass ich diesen hohen Grad des Fahrrad-Zen erreicht zu haben scheine.
Es ist die Einsicht, dass Sonne nicht ohne Regen sein kann. Dass es nicht immer nur bergab rollen und der Wind nicht immer nur von hinten wehen kann.
Ich meine nicht die rationale Stufe dieser Einsicht. Sie ist nichts weiter als Logik. Jedermann sofort verständlich. Aber das wahre Erkennen besteht in der emotionalen Akzeptanz dieser Tatsache.
Sprich: Wenn es wie aus Eimern anfängt zu gießen, wenn dir dazu Regentropfen so groß wie Kartoffelkäfer hart ins Gesicht schlagen, angetrieben von stürmischen, kalt schneidenden Winden, wenn es dann noch bergauf geht, du durchnässt bist, bis auf die Unterwäsche und Dich die Fahrradwegnazis in ihren Blechkarossen schneiden, dir die Gischt ihrer Blankeneser S-Klasse-Boliden dann noch schön den Asphaltdreck in den Mund schleudert - wenn du dann ruhig bleibst und den Trip noch genießen kannst, dich an der Ausfahrt erfreust und dir kein mürrisches Grummeln langsam zu hasserfülltem Fluchen und lauten SCHEISSE!-Rufen in die Regenböen anwächst, dann hast du den Fahrrad-Zen-Grad höchster Güte erreicht.
So wie heute. Ausfahrt begonnen bei feinstem Herbstwetter und crystalclear blue Sky, später türmen sich monströs schwarze Sturmwolken auf, überschlagen und entleeren sich über mir.
Ich fahre 40 km in strömendem Regen bei heftig an der Speedmachine ruckelnden Sturmböen.
Und ich fand es einfach nur geil!
Gefahren: 60,14 km in 2 h 27 min und 25 km/h Sturm-Schnitt
Die Highlights in 2008: Mit dem Liegerad durch Portugal und Die Speedmachine in Schweden
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12 November 2008
Gel ist Geil
Fühlen sich prima an, meine neuen Fahrradhandschuhe von Röckl. Die Alten haben meinen Griff am Lenker über 7.000 km ergonomisch und sicher sein lassen, aber gefühlte 20 Millionen Schaltvorgänge hatten das Leder doch schon arg ramponiert.
Die neuen sind der Hammer: Gel-Packs an den Griffflächen und "WetGrip" machen sie zu einem technischen, rasanter Schnitt und straightes Black-White-Design zu einem modischen Highlight.
Geizig sollte man beim geilen Gel jedoch nicht sein: 35 Euro wollte der Kassierer beim Herrn Wolfskin haben. Bekam er auch. Sommersaison - kann kommen!
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08 November 2008
Rough Ridin´ & Riesen-Rouladen
Gestern früh zum Edeka, den ganzen Kram eingekauft. 6 edle Fleischlappen vom Bio-Markt hatte ich schon, sündhaft teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Bis 13:30 Uhr gekocht, dann die Trainingskombi angezogen und raus gings. Ebenso wie heute - Regen war angesagt.
Trocken und sonnig war es. Unverkennbar - es ist Herbst im schönen Hamburg. Golden, Gelb und Feuerrot schlägt es mir entgegen. Die Bäume scheinen ab 30 km/h in Flammen zu stehen, wenn sie so an mir vorbei schießen, verschmelzen zu einem einzigen Schweif aus glänzender Farbe.
Die Sonne kommt heraus, heftiger Wind hat die Wolkendecke in Fetzen gerissen und treibt diese wie panisch vor sich her. Wackelnd und heulend gondeln landende Flugzeuge über mir herein, als ich um den Airport fliege.
Teilweise wurde das Laub noch nicht von den Radwegen geräumt - gefährlich rutschig, aber prächtig wie ein Teppich aus Luftpolstern, über den ich gleite. Dann scheint es mich zu umgeben, blendet meine Augen, das strahlende Gold. Reflektiert von unten, deckt mich zu von oben - wie ein Tunnel aus gleißendem Feuer, durch den meine Speedmachine und ich schießen.
Würziger Duft, klare Luft, frische Kälte. Ich rieche den Winter. Und dann und wann, wenn ich in die Abgasstrahlen der Jets fahre, auch den Duft der weiten Welt. Schon landet mit Getöse ein Airbus von TAP Portugal, bringt Grüße aus Lissabon, ich erinnere mich an 2 wunderschöne Wochen auf der Speedmachine im Backofen Europas.
Dann wieder reißen mich harsche Böen aus dem schönen Tagtraum. Brutale Winde, die sich an Häuserecken sammeln, greifen nach mir, reißen am Rad und drängen mich ab. Ich muss aufpassen, Spur zu halten. Wieder und wieder weht mir kalte Luft ins Gesicht, scheine ich in Wänden aus Wind stecken zu bleiben, die zähflüssig sind, wie Sirup aus O2.
Zähne zusammen beißen.
Reintreten.
Gerade mal 40 km heute - da bin ich schon 4 mal so viel gefahren, bei ganz anderen Bedingungen ...
Und doch freue ich mich, als ich endlich nach 3 Runden (1 Runde mehr zu Feier des Tages) zu Hause angelange und mit eine der wundervollen Rouladen einverleiben, meine erschöpften Mineralreserven auffüllen und alle Fünfe gerade sein lassen kann.
Wundersamer Herbst. Tolle Farben. Wer bei diesem Prachtwetter seinen Arsch im Warmen breit sitzt, ist selbst schuld.
Gefahren: 46,7 km in 1 h 49 min
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06 November 2008
TAXI, TAXI ...
"Da isser wieder ...!" - tönte es mir hinterher. Ich fliege wie immer abends noch zwei mal um den Airport. Eine der schnellsten und schönsten, weil engen, kurvigen Passagen ist der Abstieg zum Ankunftsbereich der Flughafen-Terminals.
Vorbei an zweihundert wartender Taxen. Man kennt sich. Und nun, nun kennt man wohl auch mich.
Ich glaube, morgen winke ich mal ...
Gefahren: 31,5 km in nebeliger 1 h 9:32 min
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02 November 2008
Double-Feature
Herrlicher Tag heute, ganz anders als gestern - Kein nass-kalter Nebel, keine dunklen Wolken die stetig mit Regen drohen. Statt dessen - bescheiden zwar, aber immerhin - verhaltener Sonnenschein und ertragbare 6 Grad.
Was liegt da näher, als rasant die Speedmachine um den Airport zu pilotieren? Zwei Runden. Das ganze zwei mal.
Den ersten Flug absolviere ich nach dem morgendlichen Kaffee. Es ist ruhig, fast windstill. Und so erreiche ich auch ohne mich bis zum letzten zu verausgaben immerhin die zweitbeste Zeit, die ich jemals seit der Verdoppelung meines Trainingspensums gefahren bin.
Und weil es so schön war, schwinge ich mich nach einem eher trägen Tag auf dem Sofa und vor dem Rechner gegen 16 Uhr noch einmal auf das Rad und vervollständige das Double-Feature mit einer ebenso passablen Zeit - obwohl allerlei spazierende Familien, streunende Hunde und wie verschreckte Rehkitze herumschlingernde Entgegenkommer meinen Schnitt gebremst haben sollten. Hatten sie nicht.
Morgens: 31,49 km in 1 h 6:58 min
Abends: Selbe Strecke in 1 h 7:19 min
Frage ich mich nun, wann ich den Hattrick mache ...
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31 Oktober 2008
Nebelflug
Kalt ist es. Knackig. Wie tausend Nadeln sticht der Frost. Vor allem an den Stellen meines Körpers, die im Wind hängen: Nach 500 Metern schlottern mir die Ellenbogen, nach 1 Kilometer tropft die Nase. Die Brille beschlägt an Ampeln, denn beim Warten dampft mein Oberkörper die Hitze von 50 km/h aus.
Über der Stadt liegt eine weiße Suppe, sonderbar warm fühlt sie sich an, wenn ich durch sie hindurchgleite, wärmer als die Luft, die scharf an meinem engen Overall entlang streift. Ich
schmecke Süßwasser, das sich mit dem Salz meines Schweißes mischt.
Wundervoll orange glüht der Himmel rund um die Sonne, die nurmehr als gelber Ball blass über der Alster schwebt und versucht, Aufgang zu spielen.
Trotzdem genieße ich es, die Kälte bald ad acta gelegt, ich fühle mich wohl, wenn allenthalben feuchtes Goldlaub unter den Reifen matscht, nasser Asphalt klackert und mein Speedhub beim Schalten Freudensprünge macht. Ein LKW hupt Sturm, als ich mich an einer Ampel vordrängle. Ich winke ihm freundlich - und fahre ihm locker davon, als es Grün wird.
Ein schöner Nebelflug. 1 Grad kalt ist es.
Ich koche, als ich nach 13 Kilometern mein Büro erreiche.
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29 Oktober 2008
Fehlkauf
In der kalten Jahreszeit sind alle Fahrten unter 10 Grad eine Zerreißprobe - zu erst ist es die Motivation, die auf dem Prüfstand steht, später die Kleidung.
Letzten Freitag waren es deshalb tolle Handschuhe von Röckl und eine Sturmhaube von GORE, die mein Equipment winterfest vervollständigen sollten.
Über 50 Euro investiert. Für einen Hauch von Nichts. Die Handschuhe - sehr leicht, schmeicheln der Haut und sind griffig an Bremsen und Schaltung - 30 Euro gut angelegt. Dagegen ist die Sturmhaube ein absoluter Fehlkauf.
Sorry Jungs von GORE - aber so ein teures Produkt hätte besser durchdacht sein müssen: Der heiße Atem geht trotz reichlich eingestanzter Atemlöcher immer den Weg des geringsten Widerstands. Und er unten am taillierten Hals nicht durchkommt, saust er nach oben durch den Augenschlitz - um zugleich an der Brille zu kondensieren.
Und das führt zu einem amtlichen Nebelflug. Da kann ich auch gleich mein Licht abstellen und auf die Autobahn fahren - der Unsicherheitseffekt ist derselbe.
Sieht rattenscharf aus, das Teil, taugt aber wenig. Außer für Darth Vader-Themenabende vielleicht ...
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26 Oktober 2008
Ralf Schumacher irrt nicht!
Meine Agentur feiert 10-Jähriges und wir feiern dies gebührend bei sportlicher Aktivität. Kartrennen auf Ralf Schumachers ureigenster Bahn südlich von Hamburg.
Tief liegen - schnell fahren? Das kann ich!
Und was soll ich sagen? Speedmachinefahren macht einfach schneller, das mussten die Damen und Herren, die nur noch meinen röhrenden Auspuff zu sehen bekamen, schnell einsehen: Zwei von drei Rennen gewonnen.
Liegerad-Piloten sind einfach geiler. Ralf Schumacher irrt nicht. :-)
Abends noch zwei mal um den Flughafen geflogen - neue Bestzeit. Na bitte!
Gefahren: 31,46 km in 1 h 6,46 min und 28,3 km/h Schnitt.
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19 Oktober 2008
7000, Nightflight & A New Pace
Es war Sonntag, als ich mich entschied mein Trainingspensum zu verdoppeln. Das sei eine gute Idee, dachte ich mir. Liegend auf der Couch. Dann zog ich mich an und testete, wie das ist, zwei mal mit voller Power um den Airport zu fliegen.
Gestern Nacht, es war schon stockdunkel, dann die zweite Fahrt. Keine einfache Strecke - enge Passagen durch Kleingärten, Abschnitte über stark befahrene Straßen, Fußgänger allenthalben, Berganstücke mit Waden-Brenn-Garantier und zwei Kilometer über rutschigen Rollsplit. Alles dabei, was das Herz erfreut - und den Schnitt bremst.
Mittlerweile kenne ich jede Kurve, jede Erhebung, jeden Ast, der auf den Wegen liegt. Ist die Ampel grün, wenn ich komme? Wechselt der Radfahrer dort vorn schnell noch die Seite? Es sind diese vielen kleinen Momente, die den Schnitt retten - oder vermiesen können.
Sonntag: 31,45 km in 1 h 10 min und 26,8 km/h Schnitt.
Gestern: 31,48 km in 1 h 8,5 min mit 27,5 km/h Schnitt.
23.10: 31,47 km in 1 h 10 min und 27 km/h Schnitt.
In der Nacht, ohne Verkehr, ohne Menschen, ohne Sonnenlicht - alles scheint rasanter, ein wenig gespenstisch aber unendlich spaßig. Herrlich, durch das Sternenmeer der Straßenbeleuchtung zu fliegen, ohne Menschen und ihren Hunden ausweichen zu müssen. Herrlich, die Straßen für sich zu haben, ohne am Feinstaub Vorausfahrender ersticken zu müssen. Einfach großartig der Flug durch 40 cm breite Buchsbaumpassagen in der Kleingartensiedlung. Ich bin ein Pilot, ein Pilot in dunkler Nacht auf dringender Mission. Lasst mich durch, Ihr Gespenster und Geister! Der Dynamo surrt, beleuchtet spärlich das Geschehen, der Speedhub verrichtet präzise sein Werk, Katzenaugen auf der Jagd verfolgen mich.
Ich zische liegend durch die Finsternis.
Ob die Ein-Stunden-Marke zu knacken ist? 30er Schnitt? Wir werden sehen.
Geknackt aber habe ich meinen 7.000en Kilometer auf der Speedmachine. Wie eine rasante Schussfahrt einen steilen Berg hinab, was ich seit März auf diesem wunderbahren Fahrrad erleben durfte ...
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18 Oktober 2008
TouriBashing
Ich gebe es zu: Ich mag es irgendwie, wenn Touris auf den Radwegen stehen, schauend, staunend, und dann vor Schreck ihre Augen aufreißen, weil man angeflogen kommt wie eine Stealth-Flunder - und man auch noch im Recht ist.
Ich mag Touristen, nicht, dass da der falsche Eindruck entsteht. Aber ich stelle mich mit meinem Fahrrad ja auch nicht auf die Autobahn?!
Rot, liebe Touristen, rot sind bei uns die Radwege. Rot sind sie deshalb, damit sie gut zu sehen sind. Damit Ihr nicht verschrocken im letzten Moment vor den heranfliegenden Rädern wegspringen müsst, sondern damit Ihr immer wisst, wo Euer (meist grauer) Gehweg endet und unser Radweg beginnt.
Und weil Ihr das irgendwie nicht verstehen mögt und es mich immer an diese tollen Szenen aus Star Wars erinnert, bei der die Rebellen durch den Todesstern fliegen und rasant allerlei Hindernissen ausweichen müssen ... weil ich das so mag, fahre ich gern in Hamburgs Innenstadt - am liebsten am Westufer der Außenalster. Todessterngebiet.
Meist hebe ich mir diesen etwa 4 km langen Flug für das Ende meiner kleinen Ausfahrten auf - so habe ich den meisten Spaß zum Schluss. Als Climax sozusagen - ganz wie in der klassischen griechischen Tragödie.
Aber zu früh gefreut. Heute war Hamburg irgendwie leer. Zunächst wollte ich nach Stade fahren, das gab ich aber am Fähranleger auf, denn ich hätte im fiesen kalten Herbstwind glatte 15 Minuten warten müssen - mit schweißnassen Klamotten wegen dem Auskühlen eher ungesund. Also entschied ich mich für eine große Hamburger Runde: Elbufer bis Landungsbrücken, durch die Speicherstadt zur Hafencity, wieder in die Innenstadt und durch die Mönckebergstraße (die war allerdings voll!) zum Hauptbahnhof und von da endlich um die Alster.
Aber heute waren nur ein paar Spaziergänger unterwegs. Nix Aufregendes. Nix Spannendes. Nicht einmal ein paar Rennradfahrer, an die man sich hätte hängen können. Heute war Herbstdepri angesagt - und man hat es der Stadt angesehen.
Allenthalben lange Nasen ...
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17 Oktober 2008
FireAbend
Endlich reißen die Wolken auf. Eine Woche voller Regenattacken, herrischer Windböen und matschiger Laubansammlungen, die jegliches Fahren unmöglich machten, geht zu Ende. Und da ist er - der blaue Himmel. Pünktlich zum Feierabend. Unfassbar gutes Timing.
Ich renne nach Hause, bin eigentlich reif für die Couch, aber die letzten Minuten im Hellen will ich wenigstens noch nutzen, alles schreit in mir, ich solle mich beeilen. Also stürze ich in die Wohnung, ziehe mich aus, wärmende Unterwäsche und den Overall wieder an, poltere die Treppen hinab und stehe da: Mitten im gewaltigen Feuerwerk eines grandiosen Sonnenuntergangs.
Im Westen geht glühend unter, was sich die Woche über hinter dicken, dunklen Regenwolken versteckt hielt, gibt eine Kostprobe ihrer Macht, ihrer Wärme, ihrer Schönheit. Hinter mir, angestrahlt vom Zentralgestirn, nähert sich ein Ungetüm aus dunklen Wolken, sonderbar roséfarbig beleuchtet von der lieben Sonne. Ganz so, als wolle sie damit sagen: "Komm, hab keine Angst, bis du zu Hause bist, bleibt es trocken."
Ich fliege um den Airport, verausgabe mich, schwitze, aber bin warm eingepackt, genieße die Farben des Herbstes und wie sich alles binnen Minuten beginnt in der Schwärze der herauf ziehenden Nacht zu verlieren. Straßenleuchten gehen an, mein Dynamo surrt, feuchtes Laub matscht unter meinen Reifen - ich fliege in Trance durch einen Herbstabend, wache erst auf, als ich nach 35 Minuten wieder zu Hause ankomme und fest stelle, wie gut mir dieser kleine Ausritt getan hat.
Gefahren: 16 km in 38 min und 26 km/h Schnitt
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11 Oktober 2008
Autumn Mystery Tour
Große Pläne hatte ich, die ganze Woche über schon. Denn eines war klar - dieses Wochenende würde vielleicht das letzte schöne sonnige dieses Jahres werden. Der Plan - eine 165 km-Tour in einen Ort namens Binde.
In ein Landhotel mit Spa und Wellnes.
Abstrampeln, Ausspannen und Sichverwöhnenlassen.
Vielleicht den Olli mit Treffen - das Speedmachine-Meeting sozusagen.
Olli ist krank.
Ich fahre trotzdem los.
Früh war es, aber nicht zu früh. Dennoch, mich plagen beim Aufstehen und auf den ersten Kilometern heftige Motivationsmängel. "Bleib doch liegen, meine Güte, die ganze Woche schuftest Du und nun, an Deinem freien Tag, strampelst Du Dich wie ein Irrer ab" - so surrt mein Schweinehund allenthalben in mein Ohr. Und das Bett war ja auch so verdammt kuschelig und warm ...
Ich kämpfe mich durch die Stadt. Und auch während ich mich auf der Speedmachine durch die frische Morgenluft schneide, kann ich mich kaum motivieren - so schlimm war es noch nie!
Die Stadt allerdings liegt in diesem komischen Licht, das alles in eine eigentümliche, fast unheimliche Stimmung taucht.
Fast hat man das Gefühl, man fahre am Nachmittag. Kühl und feucht schlägt es sich auf meinen engen Klamotten nieder, ich pumpe hart, aber komme gut voran. Das Übliche, ich verfahre mich, orientiere mich aber grob an der Sonne und den super ausgeschilderten Straßen und finde schließlich wieder meine Richtung.
Als ich endlich in Bergedorf bin stehen schon 24 km auf dem Tacho - beschämend und niederschmetternd. Bin ich so bescheuert durch die Stadt gekurvt, dass ich ein Viertelhundert Kilometer runter habe? Ich bin noch demotivierter.
Endlich werde ich entschädigt, als ich entlang eines Elbarmes neben der Autobahn fahren kann, ein dichter Waldstreifen schirmt mich vom Straßenlärm der Erholungssuchenden ab und endlich kann ich durchatmen.
Alles wirkt noch eigentümlicher, Licht fällt durch grün-gelb-rotes Laub, Strahlen treffen mich, streifen mich, mal wärmen sie, mal blenden Sie.
Der Herbst zaubert, gibt alles, was er hat. Und ich fange an, es zu genießen, richtig zu genießen, durchzuatmen und finde endlich den runden Tritt. Und doch, im Hinterstübchen säuselt diese verführerische Stimme, dass es keine Schande wäre, jetzt umzukehren. Die Stadt ist nicht weit, nur 25 km zurück und ich könne wieder in mein großes weiches Bett. Das bestimmt noch warm ist ...
Ich erreiche Geesthacht und finde mich plötzlich neben einem Corso von ca. 50 schweren Motorrädern wieder. Laut knattern die chromblitzenden Maschinen mit den schweren Jungs neben mir her. Ich habe Mühe, mitzuhalten, denn ich muss auf einem der tollen Pflastersteinradwege fahren. Beherzt gebe ich Gas und springe über die Bordsteinkante auf die Fahrbahn, mitten in die verdutzt knatternden Rocker hinein. Der Aufprall ist hart, unter mir schlägt das Federbei hart am Anschlag an, meine Wirbelsäule im BodyLink-Sitz ist gepolstert, schüttelt aber nur mit dem Kopf.
Hier im Stadtverkehr habe ich keine Mühe mit den jeweils in Zweierreihen nebeneinander her cruisenden Rockern mitzuhalten. Zwar überholen mich einige Motorräder, aber an der nächsten Ampel schlängle ich mich zur über und über mit Hamburg-Flaggen bestückten Führungsmaschine durch. So geht das durch ganz Geesthacht.
Irgendwann verliere ich sie, kann nicht mehr ihren Speed gehen, aber ich freue mich, winke dem Schlussmann und frage mich, wie das wohl für die Passanten ausgesehen haben muss - diesen tretenden Fremdkörper, sonderbar angezogen auf seiner leuchtenden Liegemaschine inmitten der schwarzen, schweren Protzkarren zu sehen.
Interessant. Denke ich.
Von Geesthacht aus führt ein fantastischer Radweg weiter nach Lauenburg. Ich hatte schon einmal das Vergnügen hier zu fahren und freue mich, als ich die lang gezogenen Bergabstücke mit lockeren 45 km/h hinabgleite und auf den ebenen Stücken leicht meine 30 bis 34 km/h Durchschnitt halten kann.
Und wieder fasziniert mich das Farbenspiel und die Pracht dieses sonnigen Tages. Befeuert durch die Strahlen einer Sonne, die durch keine einzige Wolke aufgehalten wird, leuchten die Bäume geradezu, ganze Felder gelben Laubes auf dem Radweg erzeugen ein mystisches Rascheln, ich blinzele in den grünen Nadelwald, atme harzigen, feuchten Duft und weiß, dass ich mir hier etwas ganz Gutes tue.
Der Herbst hat seine Palette bestimmt noch nicht erschöpft, denke ich mir, aber schon jetzt scheinen Teile des Horizonts in Flammen zu stehen, wenn weitab Kastanienalleen in Karminrot und Zitronengelb flackern, in diesem märchenhaften Nachmittagslicht. Ein ganzer Tag Dämmerung, ein ganzer Tag wie im Märchenland. Es ist herrlich.
Und doch, diese Stimme, diese Unlust, ganz nach hinten gepackt, aber doch, ich fühle sie, reiße mich aber zusammen. Ein Hallenbad und ein kompletter Spa mit Sauna wird mich heute verwöhnen. Da lohnt es sich zu leiden. Rede ich mir ein, verdamme die Stimme zum Schweigen und trete rein.
Irgendwann erreiche ich Lauenburg. Ein heftiger Abstieg auf einem schlecht in Schuss gehaltenen Radweg, daran kann ich mich noch erinnern. Ich überhole ein paar Radtouristen, die in die Sommerfrische radeln, und biege nach rechts ab - ich muss über die Elbe.
Hier spüre ich ihn dann zum ersten Mal, den Wind, der heute sein Unwesen treibt. Zeitweise führt die Strecke genau entgegen seiner Windrichtung. Was bisher nurmehr als ruckeln an meinem Rad und gelegentliches Pusten von der Seite wahrzunehmen war, entpuppt sich jetzt als handfester Gegenwind. Er bremst mich auf 20, an Steigungen auf ekelhafte 17 km/h herunter.
Ich freue mich, als es endlich wieder auf einen Süd-Ost-Kurs geht und ich nach langem Treten in Bleckede ankomme.
Ich lenke die Speedmachine durch den Ort, habe knappe 90 km auf dem Tacho und - zum ersten Mal seit dem ich das Rad habe, absolut keine Lust mehr. Nicht, dass es keinen Spaß machen würde zu fahren, aber ich fühle mich nicht fit, habe Hunger (was man leicht beheben könnte) und irgendwie hat es diese dumme Stimme da hinten im Kopf geschafft, mich zu schaffen.
Und trotzdem, ich bleibe on track und lenke das Rad eine recht steile Steigung nach Barskop hinauf, nachdem mir eine freundliche Dame beim Laubharken vom Elberadweg bei Hitzacker, meinem nächsten Etappenziel, wegen der "Wolfsschlucht", einer irre steilen, mörderischen Steigung, abgeraten hatte. Obwohl mich kurzzeitig der Ehrgeiz gepackt hatte und ich unbedingt wissen wollte, warum nach ihrer Aussage die Radtouristen auf dem Weg die Elbe nach Dresden entlang dieses steilste aller Stücke vermeiden, wähle ich den einfachereren Weg. Und der ist schon schwer genug.
Ich schnaufe mich den Berg hinauf - um dahinter weitere zu finden.
Wer glaubt, dass die Altmark Flachland wäre, der ist auf dem Holzweg.
Oben angekommen treibe ich mich voran durch dichte Wälder, tauche ein in dunkle Schatten, flirrende Sonnenstrahlen, manche gebündelt, manche so dünn das ich glaube, ich hätte die Bestandteile der Sonne gesehen. Sie führen ihren faszinierenden Tanz auf dem grauen Asphalt der Straße und dem schweißnassen Stoff meines Overalls auf.
Dann wieder komme ich ins freie Land, goldene Ären der Felder biegen sich unter dem heftigen Wind und nun merke ich endlich, was mich die ganze Zeit so komisch sein lässt: Es ist die Heimfahrt morgen, die mir Sorgen macht.
160, 170 km bei diesem Wind? Und morgen, so habe ich es im Internetwetterdienst und der Tagesschau gesehen, soll der Wind noch stärker werden.
Was jetzt nur in unvorteilhaften Kurven und einzelnen Passagen passiert, wird morgen Tagesordnung sein - heftigster Gegenwind.
160, 170 km.
Wie gesagt.
Da durchzuckt es mich. Die Stimme gewinnt. Ich hasse es, aber sie hat Recht. Das ist kein Pool und kein Spa der Welt wert - 160 km bei vollem Gegenwind. Ich beschließe, den Tag wenigstens mit einer großen Runde zu beenden. Dann lenke ich die Speedmachine Richtung Lüneburg. Mitten in den Wind. Und bekomme eine Ahnung von dem, was mir morgen geblüht hätte.
Ich komme auf der stark befahrenen, eher wie eine Autobahn anmutenden Bundesstraße 216 kaum voran. Ein mit rund 380 km/h in entgegen gesetzter Richtung an mir vorbeisägender Rennmotorradfahrer reckt beim Vorbeischießen grüßend den Daumen in die Luft, das motiviert. Allerdings nur kurz. 25 km bis Lüneburg, sagt das Schild.
Ich quäle mich. Der Wind zerrt am Rad, ich komme nur langsam voran. Dazu lange Anstiege, deren Meistern nicht einmal mit rasanten Abfahrten belohnen, denn ich muss stetig treten, so heftig bremst der Gegenwind. Ich überlege noch, ob ich die ganze Strecke bis hoch nach Hamburg mit dem Rad fahren soll, sehe dann aber wenig Sinn darin, mich vor 160 km fiesestem Gegenwind zu schützen, aber 60 km Gegenwind zu ertragen.
Ich muss sogar eine Pause einlegen - lange schon hat mich so ein Wind nicht gequält. Erinnerungen an die Leidensetappen in Portugal werden wach ...
Buchstäblich auf dem letzten Loch pfeifend erreiche ich Lüneburg, kämpfe eine Weile mit dem scheinbar von Genie-Interfacedesignern programmierten Deutsche-Bahn-Automaten, als mich ein paar Jugendliche einladen, auf der Gruppenkarte mitzufahren. So komme ich in netter Begleitung in 40 Minuten Fahrtzeit im Metronom nach Hamburg, bringe die letzten 10 km nach Hause hinter mich und lande mit schmerzenden Waden im Sofa.
Schade, kein Spa.
Schade, kein Speedmachine-Meeting.
Aber besser für mein arg gebeuteltes Konto ist es allemal, und Olli, mein Freund, spätestens im nächsten Frühjahr treffen wir uns im schönen Binde und holen das nach. Und dann, Ihr Mädchen, fahre ich durch die Wolfsschlucht und schaue mir mal an, vor was Generationen von Radwandererern Angst haben.
Trotz allem eine wunderbare, bezaubernde Herbstrunde durch mystische Lichtspiele, farbenfrohe Blätterpracht und einmal mehr mit der Erkenntnis behaftet, dass unser schönes Heimatland so gesegnet ist mit unzähligen, unbeschreiblich schönen Stellen, das es noch tausende Blogs füllen könnte, was es jenseits unpersönlicher Autobahnen zu entdecken gibt.
Gefahren: 140,45 km in 5 h 45 min und für diesen Wind erstaunlichen 24,4 km/h Schnitt
Die Highlights in 2008: Portugal per Liegerad und Mit der Speedmachine in Schweden
Lars .... Unknown 2 Kommentare