14 Juli 2009

Catlike Whisper vs. Spiuk Nexion

Tja-haaa, da staunen die Straßenverkehrsteilnehmer - ich fahre einen neuen Helm. Naja, sie werden diese Neuigkeit sicher nicht so umwerfend finden, wie ich, aber er zieht schon einige Blicke auf sich, der neue Catlike Whisper Plus.


Nachdem ich nun seit 2 Jahren den Spiuk Nexion gefahren bin, habe ich mir nach der Kanada-Tour diesen neuen Helm zugelegt. Zunächst soll man sowieso alle 2 bis 3 Jahre seine Crash-Schale austauschen, zum anderen war das bei mir ja kein Zustand, mit dem handbemalten Design.

Doch wie sind die Unterschiede der beiden spanischen Helme zueinander? Kann man den Catlike empfehlen?


Dass sie sicher sind und beide mindestens gleich gut schützen, geht durch die CE-Norm und die selben Crash-Test-Standards klar. Da brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Also fange ich mal an, mir einige - mir wichtige - Kriterien auszudenken: Belüftung des Kopfes, Anpassbarkeit, Tragekomfort und - naja, für mich halt wichtig - das Design.

Die Belüftung

Der gute alte Nexion ist mit 25 Lufteinlässen versehen, die sich über die gesamte Schale verteilen. Da die innen eingeschäumte Dämmschicht recht dick ist, ist bei diesem Helm die Form der Luftkanäle entscheidend. Leider haben sich die Konstrukteure hier wenig Gedanken gemacht, denn die "Kanäle" sind einfache Löcher. Es erfolgt keine Lenkung des Luftstroms. Zudem sind die Luftlöcher sehr schmal. Der Helm belüftet im Vergleich zum Whisper schlecht.

"Wow!" dachte ich, als ich den Catlike zum ersten mal gefahren bin. Mir war, als halte jemand einen riesigen Föhn auch höchster Kaltstufe auf meine Stirn gerichtet! Die 39 (!) Luftöffnungen, die sehr dicht beieinander sitzen und die Luft durch aerodydnamisch geformte Kanäle auch im Inneren des Helms leiten, bringen O2 satt auf die Kopfhaut. Die Innenverschäumung ist sehr schmal gehalten, sodass die Luft nicht nur durch die vielen intelligent geformten Einlässe punktgenau auf die Kopf sondern auch noch unter dem Helm auf den Kopf verteilt wird. Sensationell!

Selbst bei kleinen Geschwindigkeiten merkt man, wie der Helm förmlich Luft anzusaugen scheint. Das gibt volle Punktzahl.

Die Anpassbarkeit

Beide - Nexion und Whisper - sind hinten mit beidhändig zu bedienenden Scharnieren und am Kinn durch einen einfachen Schnapp-Gurt zu schließen. Während der Fahrt, also einhändig, geht da kaum etwas zu korrigieren. Das machen andere Firmen besser - zum Beispiel Bell - hat ein Drehrad, das man während der Fahrt super justieren kann. (Warum man allerdings nach Abfahrt auf einmal Einstellungen an Gurtlängen usw. vornehmen will, weiß ich jetzt auch nicht.)

Beide sind ganz gut justierbar, wobei der Whisper von Catlike die Nase vorn hat, denn beim Nexion konnte ich die Seitenschlaufen nie wirklich genau auf mein Gesicht anpassen. Was an dem Vorkriegsschlaufensystem liegt.

Beim Whisper geht das mit einem Klick. Toll!

Der Tragekomfort

Da gab es zunächst eine Enttäuschung. So genial auch das Belüftungssystem ist - und Leute, wer schonmal 8 Stunden bei praller Sonner durch Portugal gefahren ist, weiß, was es bedeutet, einen Helm aufzuhaben, unter dem es so heiß wird, dass man am Ende der Etappe sein Hirn locker als auf den Punkt gegarte Mahlzeit servieren könnte (Sorry, mir fiel da jetzt keine andere Analogie ein), der wird einen kühlen Kopf zu schätzen wissen - aber so wichtig dieser Punnkt ist, der Komfort ist wichtiger. Für meine Ansprüche und gerade auf mehrtägigen, langen Touren.

Und da entpuppt sich der Catlike leider als kleiner Schwächling: Denn die geniale Belüftung ist mit einer deutlich schmaleren Auflagefläche des Helmes auf dem Kopf erkauft. Gerade einmal 4 schmale Grate sind beim Whisper dafür vorgesehen. Und die sind zudem nur sehr mäßig mit eher dünnen Pölsterchen versehen.

Nach 1 bis 2 Stunden schmerzt der Kopf, man beginnt, unruhig am Helm zu zerren und ich wage mir gar nicht eben jene 8 Stunden Daueretappe vorstellen. Klar, kann sein, dass dieser Helm - Immerhin offizielle Schale des Cervélo-Test-Teams bei der Tour de France mit Sprinter-As Thor Hushovd - speziell für eher kürzere, harte Renneinsätze konzipiert ist, aber das gibtbei mir trotzdem enorm Punktabzug.

Der Nexion aus Spanien hingegen bietet viele und breite Auflageflächen und zudem wesentlich dickere Polster. Ihn zu tragen ist auch 2, 5 oder auch 8 Stunden kein Problem.

Schade, Catlike, hier war ich fast erschrocken, wie minimalistisch Euer Helm ausgerüstet ist.

Das Design

Ahh, Design. Die schönste Unwichtigkeit der Welt. Nebensächlich. Geschmackssache. Aber uns Liegerad-Fahrern ist Design natürlich wichtig. Immerhin ist auch das Liegerad nicht nur eine reine Speedmachine - sondern auch ein Designobjekt. Eine mechanische Skulptur. Da muss ein Helm natürlich passen.


Nachdem ich meinen Spiuk damals fälschlicherweise im abstossenden Sonderpreis-Rosa gekauft und ihn per Hand auf mein Speedmachine-Orange umgemalt hatte, stimmte die Farbe endlich. Die Form stimmte schon vorher. Ich finde, Spiuk baut Helme, die wesentlich stromlinienförmiger und dyamischer daherkommen, als die Bells, Giros und Abus dieser Welt.

Der kleines "Fransen-Effekt" am hinteren Ende macht den Helm agressiv und spannend anzusehen. Ich finde ihn immer noch sehr hübsch und würde ein Spiuk jederzeit den "großen" Marken vorziehen.

Aber nun der Whisper. Whisper plus, um genau zu sein. Ah, was für ein Design! Endlich einmal etwas anderes, etwas neues, etwas radikales: Ist es eine Katze mit 39 Augen, die Dir sprungbereit ins Gesicht starrt? Ist es sonderbare Alien-Technologie, die Dich gleich mal 5 km/h schneller macht? Ich weiß es nicht, aber seit dem ich in einem Rennrad-Magazin zum ersten Mal diesen Helm gesehen habe, war ich fasziniert.

Und ihn auszupacken, in den Händen zu halten, war, wie ein Kunstwerk berühren zu dürfen: In jedem kleinen Zentimeter Schale steckt noch einmal eine kleine Wölbung, in jedem Stückchen Schaum steckt eine Idee. Man merkt förmlich, dass die Konstruktion dieses Helmes komplex und langwierig war. Ihn zu tragen ist wie sich eine Uniform anzuziehen, eine Kokotte anzustecken, gut sichtbar wie einen VIP-Ausweis zu tragen.

Er sieht einfach genial aus - meine ich - und spielt in einer Liga, die Galaxien von allen anderen Helmen auf dem Markt entfernt ist.

Nur der FP 3.1 von Uvex hätte hier mithalten können, aber der wird ja leider - vorerst - nicht produziert.

Catlike Whisper Plus: Klassenprimus! Weshalb ich ihn mir gleich in plain white bestellt habe. Keine auffälligen Designs notwendig hier. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, Michelangelos David anzumalen ...

Also welcher nun?

Wenn ich losfahre, schnalle ich mir den Catlike um. Warum? Weil er einfach der bessere Helm ist. Beide wiegen zwar genauso viel (290 Gramm) aber der Catlike fühlt sich einfach leichter an. Ich kann ihn genau auf meine Kopfform anpassen und die Belüftung ist schon bei niedrigen Geschwindigkeiten unschlagbar.

Das Problem mit den Druckstellen in der Großhirnrinde habe ich auch gelöst: Ich benutze die Einlegepolster meines Spiuk. Und so lebt mein alter Helm, der mir 2 Jahre treuer Begleiter war, im neuen, genialen Catlike Whisper Plus weiter. Irgendwie ja auch romantisch, oder?

Und wenn nun noch das Cervélo-Team mal wieder eine TdF-Etappe gewinnen würde, wäre das Spitze.

Ach, klar, die Preise: Meinen Catlike habe ich für 130 € geschossen, der ist nun auf 119 € herab gesetzt worden. Den Nexion gibt es schon für 99 €, icht zuletzt, weil Spiuk mit dem Daggon einen spannenden Nachfolger des Nexion auf den Markt gebracht hat.

Ich allerdings werde weiter als fauchender Katzenmann auf meiner Speedmachine durch die Lande jagen ... und mir noch viele von diesen kleinen süßen Carbon-Mäuschen fangen.

MIAU!



NEU: Am 1. August geht er online, der neue Touren-Blog. Mit dem Liegerad 1.300 km auf dem Trans-Canada-Highway. Stay tuned.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Lars,

bezüglich der Verstellbarkeit: ich habe einen Helm von Alpina. Der hat ein Drehrädchen hinten. Ich finde das genial, denn manchmal passt der Helm, manchmal nicht richtig. So hat das Drehrad schon seine Berechtigung, denn man kann den Helm sehr einfach größer oder kleiner stellen. Ist dir das mit der Größe noch nie passiert? Vielleicht liegt es ja bei mir aber auch daran, dass der Drehradmechanismus sich selbst verstellt? ;-) Jedenfalls habe ich das Rädchen lieb.

VG aus Halle

Lars

Unknown hat gesagt…

hi lars,

nee, eigentlich verstellt sich bei mir nie was. aber dafür muss ich ständig an meinem spiegel rumfummeln - DER ist immer verstellt.

letztlich ists ja auch egal, was man fährt, denke ich, hauptsache, man fährt überhaupt mit helm!

viele grüße,
LR