03 Januar 2009

Training d´Huez

Aus aktuellem Anlasse - denn ich bekam nun schon zum zweiten Male von einem geneigten Leser meines Blogs den Hinweis darauf, dass meine im Training erbrachten Wattzahlen erstaunlich gering aussähen. Man selbst könne doch wesentlich mehr Leistung erbringen.

Richtig. Äh, und falsch.
Zunächst - ich trainiere mit einem Slope +7. Das entspricht dem Rollwiderstand der an einem Hang mit einem Gefälle von 7 Prozent auftritt. Gefälle? Nee, Steigung - ich fahre ja bergan. Also, sieben Prozent, ja, das ist schon ordentlich.

Gesehen auf eine Trainingszeit von zurzeit einer Stunde macht das eine Bergaufstrecke von 18,4 Kilometern. In etwa die Länge des Anstieges von Alpe d´Huez bei der Tour de France (13,8 km).

Warum Slope +7? Ich tue das aus zwei Gründen. Erstens, mein Tacx Rollentrainer ist umso leiser, je größer der Widerstand ist, den die Wirbelstrombremse erzeugen muss. Und das kann ich sagen, ist sehr im Sinne eine weiterhin guten Nachbarschaft. Immerhin ist meinen Mitmietern kein stundenlanges Gedröhne zuzumuten.

Und zweitens: Es ist letztlich doch egal, wie viel Watt man auf die Rolle bringt (solange man wie ich an seiner Ausdauer arbeiten will), denn trainiert wird ja nach den Herzfrequenzen. Kurzzeitig bringe ich auch wesentlich mehr Leistung auf die Rolle - aber ich will kein zweiter Zabel sein. Ich will kein Sprinter werden. Oder ein Armstrong. Prost!


Also. 7 Prozent Steigung. Das heißt auch, dass das Schwungrad im Trainer fast keinerlei Nachlauf hat, ich also somit vor allem an den "Totpunkten" der Kurbelumdrehung, wenn ein Bein gestreckt und das andere vollkommen eingeknickt ist, kein Drehmoment mitnehmen kann, das meine Beine in eine Tret- bzw. Ziehposition schieben kann. Denn das Schwungrad wird sofort gebremst, wenn keine Kraft mehr von der Kette kommt.

Ich muss also für jedes Watt mehr arbeiten, als auf "ebener" Strecke. Insofern ist es also auch ein Unterschied, ob man "leichte" 140 Watt in der Ebene oder "schwere" 140 Watt an einem Berg leisten muss. Eben weil dieses ständige Ausbremsen an den Totpunkten in der Summe ein Extra an Krafteinsatz bedeutet.

Hinzu kommt, dass ich nicht mal nur so nebenbei, alle paar Tage mal trainiere - sondern täglich (mit 2 Ruhetagen alle 6 Sessions versteht sich).

Und drittens: Jungs, schaut Euch doch mal bitte an, von welcher Statur ich bin - ich wiege 65 Kilo. Klar, dass Ihr 80, 90 Kilogeräte mehr Power in den Waden habt.

Und nun noch etwas für alle Statistik-Freaks: Die berühmte Tour de France-Etappe nach Alpe d´Huez weist eine durchschittliche Steigung von 7,8 Prozent auf. Die Jungs fahren dort im Schnitt zwischen 40 Minuten und knapp über 1 Stunde hoch und leisten dabei eine durchschnittliche Dauerbelastung von 400 Watt.

Ich fahre bei 7 Prozent auch eine Stunde. Und leiste dabei durchschnittlich 157 Watt. Nochmal Prost!


Also stecken - statistisch gesehen - bereits 39 % Lance Armstrong in mir. Ach schön. Mathe kann also auch Spaß machen ...


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