Ächzende Knie, explodierende Waden, rot glühender Po und zum zerreißen gespannte Muskelstränge ... so das objektive, zugegeben schmerzrezeptorendiktierte, Fazit dieser Tour.
Die emotionale Seite dieses Trips zu meinen beiden Lieblingsrabauken Moritz & Matti fällt da schon ganz anders aus:
Erstmal ging es 2 Tage auf der Speedmachine im Norden unseres Landes, ins schöne Dithmarschen. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite - Sonne satt, nicht zu warm. Das war nicht nur für die Schäfer, sondern auch für alle Outdoorfans ein Traumwochenende.
Zunächst Hamburg in Richtung Rellingen verlassen, dann einen großen Schwenk zur Elbe und schön am Deich entlang gekurbelt. Da meine Hecktaschen noch nicht fertig sind, musste ich provisorisch das alte Puma-Flightbag befestigen. War aber ganz passabel, diese Lösung.
Dann der erste Schreck - bei Altenfelsdeich war eine Brücke demontiert worden und zwang mich zu einem schönen Umweg. Denn da kein Rüberkommen über einen Elb-Seitenarm war, musste ich wieder umdrehen und ca. 10 km bis Elmshorn fahren und dann an der anderen Seite wieder 10 km auf die alte Strecke zurück.
Das Wetter war toll, wie gesagt, allerdings wehte stetig ein fieser Wind von links. Zwar bremste er nicht oft, war aber unangenehm kalt und verursachte, gepaart mit dem Fahrtwind, unangenehmes Dauerfeuer im linken Ohr.
Abseits der Strecke grasten pitturesk Schafe gemütlich am Deich und mähten ab, was höher als 2 cm gewachsen war. Ab und zu gaben sie Laut, als sie den orangefarbigen Sporty-Spacko vorbeisplatattern sahen. Süße Lämmchen genauso, wie alte Böcke.
Schnackende Holsteiner, eine neue Entdeckung von mir: Frage nach dem Weg, stelle eine einfache Frage. Zum Beispiel: "Geht es hier nach Glückstadt?". Und anstelle mit einem "Ja." oder mit einem "Nein." zu antworten, legen sie ihre diversen Gartengeräte beisete und klöhnen über Straßenverhältnisse, Schleusenöffnungszeiten und Gefahren bei Glätte und Schneefall. Goldig! Einfach herzallerliebst, diese Menschen. Ganz und gar nicht kühl oder abweisend - im Gegenteil. Hilfsbereit und nett. So macht das Spaß!
Dann kam auch tatsächlich Glückstadt (Ohne Schneefall ...), und wenig später das gruselige Atomkraftwerk Brokdorf, dicht gefolgt vom noch gruseligeren AKW Brunsbüttel. Hier, so dicht am atomaren Feuer vorbeizuradeln, das hatte schon etwas mulmiges. Dazu der perfekt gestutzte Deich, die Kühe, die sich um nichts kümmerten und die hunderte von Windrädern - ein komisches Bild. So bedrohlich und sorgenfrei zugleich.
In Brunsbüttel die Fähre geschnappt, über den Nord-Ostsee-Kanal geschippert und an selbigem noch 10 km bis Burg gegurkt. Diesmal mit Rückenwind und 2 Frachter überholen. Großes Hallo bei meiner Lieblingsfamilie.
Es ist immer ein ganz besonderes Vergnügen, bei Euch zu sein! :-)
Etappe 1, gefahren: 104,86 km in (nur ein mal zum Pinkeln unterbrochenen) 5 h 38 min und 18,58 km/h Durchschnitt.
Tag 2, die Rückfahrt.
Nun hatte ich ihn im Rücken, den Wind. Leider spielten die Knie nicht mehr so richtig mit, sonst hätte ich mehr als nur die 20 km zwischen Glückstadt und Elmshorn richtig reintreten können. Aber die armen Gelenke und Sehnen schrien bei jeder Umdrehung geradezu nach einer Behandlung mit heißer Wanne und Eigenmassage. Aber nun, da ich zu Hause bin (pünktlich zum ersten Schauer die Wohnungstür aufgeschlossen) fühle ich mich wundersamerweise nach diesen 2 Tagen Dauerfahren wie neu geboren.
Schön war, dass ich bei Elmshorn noch die Strecke einer Ausfahrt zum Anlass des Liegeradtreffens gekreuzt habe, das an diesem Wochenende beim Hersteller Toxy stattfand. Als die Ordner gerade mit ihren Warnwesten und Fähnchen die Hauptstraße, auf der ich mich befand, absperrten, um einen Pulk Fahrern das Kreuzen zu ermöglichen, waren sie kurz irritiert, als da plötzlich einer aus der falschen in die falsche Richtung fuhr.
Dann schoss von links ein extrem tiefes, schwarzes Challenge-Recumbent heran und nahm mir die Vorfahrt. Aber hey, es ist Sonntag und ... unter sich kann man das schon mal machen ...
Etappe 2, gefahren: 79,10 km in ununterbrochenen 4 h 6 min und 19,3 km/ h Durchschnitt.
Das macht für dieses Wochenende und diesen absolut genialen Trip ins schöne Dithmarschen eine Strecke von 183,96 km.
Er war es tatsächlich, der Tag der Rekorde, heute in Norddeutschland.
Wanne, oh Wonne, 70 Grad heißes Wasser - ich komme!
13 April 2008
Tag der Rekorde - Tour de Force
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen