28 Februar 2010

Das war sie, die ADFC-Radreisemesse 2010

Na, das Wetter war ja nun nicht wirklich der Bringer - Regen, kalte Sturmböen und plitschnasse Füße - aber vielleicht ja genau richtig für den Erfolg der Radreisemesse des ADFC am heutigen Sonntag. Das Wetter war zu gut, um drinnen zu bleiben - und zu schlecht, um etwas anderes zu machen.

Und so pilgere ich mit geschätzten 5.000 anderen Besuchern ins grau verregnete CCH Hamburgs.

"Wow, was für ein Andrang!", entfährt es meinem lieben Kollegen Jan, mit dem und seinem süßen Sohn ich mich verabredet hatte. Die große Halle war mehr als gefüllt und so müssen wir uns teilweise nervenraubend im Lindwurm der Radbegeisterten von einem Stand zum anderen schieben.

Bunt ist das dargebotene Programm der Aussteller - Hamburgs Heroes: Globetrotter und Von Hacht hatten die größten Stände in der Mitte der Halle.

Von Hacht glänzt mit seiner eigenen Marke Stevens und einer breiten Auswahl an Tourenfahrrädern, wobei mir auch einige, in diesem Umfeld mit 40plus-Besuchern Umfeld doch eher komisch (de-)platziert wirkende Carbon-Rennräder und eine 8.000 Euro teure Zeitfahrmaschine aus dem Rennradsport auffallen.

Das Stevens Reisetandem wiederum finde ich Spitze.

Jeantex, eine auch von mir hochgeschätzte Marke aus Hamburg, deren Trikots anders als so manch große Weltmarke noch heute makellos funktionieren, hat dafür dann aber einen eher enttäuschend kleinen Stand mit eher enttäuschend kleinem Angebot. Nix für mich.

Schön auch der Stand einer Erlebnismine bei Hannover, in der man "Sprengsimulationen" mitmachen kann. Na Hossa.

Einen Gang weiter reihen sich erfahrene Weltenbummler mit ihren Mini-Ständen aneinander: Jede Menge mehr oder weniger mitgenommen wirkende Touren-Räder stehen da, auffallend viele Norwids, dazu die Herren und Damen, die auf großen Amerika-, Südamerika-, Australien- und anderen Karten ihre Abenteuer und buchbaren Vorträge anbieten.

Und ich? Ich habe irgendwie nur noch Augen für pinke Räder ...

Aber auch das Liegerad kommt nicht zu kurz. Zwar ist mit HP Velotechnik leider nicht der Hersteller meiner Speedmachine vertreten, dafür aber der nördlich von Hamburg ansässige Liegeradbauer Toxy, dessen Geschäftsführer und Konstrukteur Arvid Klütz seine Schöpfungen höchstpersönlich anpreist.

Flevelo mit den interessanten GreenMachines ist einen Stand weiter präsent - leider auch recht farblos und unterbesetzt. Aber das spiegelt ja irgendwie auch nur den Anteil der Liegeräder am Gesamtradaufkommen wider, denke ich mir.

Betriebamkeit auch in der angrenzenden Testhalle - Jan schnappt sich gleich ein Pedelec und ist ganz aus dem Häuschen, wie "cool das geht". Tjaha, wenn man reintritt und eigentlich gar nicht treten muss, ist das schon cool, glaube ich auch!

In der Testhalle nehmen sich - auffallend viele Frauen - ein Herz und testen die Liegeräder. Drei Flevobikes und das gesamte Sortiment Toxys kann man ausprobieren.

Und so dreht das frontgetriebene Toxy ZR (mit dem schlimmen UDK-Lenker) ebenso seine Runden, wie der eine oder andere untengelenkte Kurzlieger. Sogar eine HP Velotechnik Streetmachine sehe ich - und das mit Obenlenker. Und einen Tiller habe ich an einer STM noch nie gesehen.

Ein bisschen komisch sieht es schon aus, das ZR, mit den beiden 20er-Reifen, aber, und das ist das schöne, ich habe ja mein Rad schon. Und so stehe ich ganz entspannt da und kann zuschauen.

Dann verabschiedet sich Jan und ich winke noch einmal der GreenMachine, deren vollgekapseltes Design mit dem Rohloff Speedhub als Schwingen-Gelenk mich irgendwie fasziniert und begebe mich in den zweiten Stock: Zeit zu Arbeiten.

Mein Vortrag steht an.

"Das Liegerad als perfektes Tourenrad" habe ich mir zum Thema gemacht. Nebenan läuft "Radtouren und GPS" - habe ich gegen so ein Superthema eine Chance?

Mehr und mehr füllt sich der Saal, sogar ein bekannter Liegeradler kommt und so beginne ich 15:30 Uhr und versuche, die Grundlagenfragen zu beantworten und hangle mich von "Kippt man damit nicht um?" bis zu "Ja, auch einen Berg kommt man damit hoch" durch das Thema. In 45 Minuten freilich kann man das alles nur anreißen, aber ich bin überrascht, wie viele Fragen sie stellen und wie interessiert die 50, 60 Zuhörer sind.

Nach dem Vortrag verabrede ich mich noch mit Antoine, einem Trike-Fahrer, zu einem Geschwindigkeitsrennen im Sommer und lerne zwei sehr nette Pakistaner kennen, die mit einer Streetmachine von Hamburg nach Pakistan reisen wollen.

Und als ich nach Hause gehe - durch den Regen - da denke ich mir so, dass das jetzt genau das Richtige wäre: In brütender Hitze, trockene Staubpiste aber nass geschwitzt durch ruppiges orientalisches Gelände fahren ...

Siehste, das war sie, die Radreisemesse 2010. Hat Spaß gemacht. Und Lust, nun endlich selbst wieder die Kilometer zu rocken.

24 Februar 2010

Die Porno-Maschine

"Das ist eine richtige Porno-Maschine", sagt Alin, als ich mir mein Schmuckstück im Liegeradstudio abholen komme. Und recht hat er. Wow, denke ich mir, da haste aber was angerichtet!

Und was ich da angerichtet habe: In jungfräulichem Celeste und reinem Weiß glitzert es da vor mir, mein Liegerad. Endlich, nach fast 3 Monaten habe ich sie wieder, HP Velotechnik Speedmachine, da steht sie, und doch, irgendwie ist es keine Speedmachine mehr, denke ich mir - es ist ein Bianchi.

Wahnsinn, wie aus meiner Idee endlich Wirklichkeit wurde. Kanns kaum fassen, bücke mich, bestaune sie, schaue sie mir eingehend an. Ein Schmuckstück. Ein Porno-Traum.

Die 2009er Kurbeln aus Shimanos 105er-Garnitur haben es mir angetan, ebenso der rot eloxierte SON, der endlich meinen natürlich ebenfalls rot eloxierten Rohloff Speedhub kompettiert. Mmh. Ein Traum.

Sprach´s - Dacht´s - Legt sich in den BodyLink-Sitz und dreht ein paar schnelle Runden im engen Vivo des Altonaer Liegeradstudios. Herrlich. Alles surrt, alles schnurrt, nichts wackelt. So muss das sein.

Danke Bernd, danke Alin, tolle Arbeit! Danke, Günther Wilhelm von BikeColours für die tolle Beratung und die super Arbeit.

Tja. Und dann wurde es aber auch schon Zeit für die zweite Porno-Maschine. Denn was wäre ein Tag ohne eine gute Tat? Die liebe Sarah hatte ich im Gepäck, und, Sarah, es wird Zeit, dass Du Deine schnieken Agentur-Stiefelchen gegen waschechte Rennradschuhe eintauschst und Dich auch endlich einklinkst.

Und - seht her - da sitzt sie nun und wollte auch eine: Eine Porno-Maschine.

Bernd nimmt ihn sich vor, den Speedmachine-Katalog von HP Velotechnik und schon fliegen sie beide nur so durch die Zutatenliste. Zutaten für eine neue Speedmachine - und natürlich für ein ganz neues Leben. Voller Bewegung, voller Natur und voller geiler Momente, wie man sie eben nur im Liegen erleben kann.

Das Basis-Set ist schnell bestellt. Welche Bremse? Hydraulisch oder mechanisch? Welche Lichtanlage und soll es auch ein Speedhub sein? BodyLink mit Airflow - na bittesehr! Punkt für Punkt fliegen nur so die Häkchen an die Preischen und ich muss grinsen: Spaß macht es, ja klar, aber auf der anderen Seite, irgendwo in den Tiefen einer Bank, beginnt ein Konto zu bluten.

Egal.

Nur bei der Farbe, da kommt sie ins Stottern, die gute Sarah. RAL 3015? Oder doch Himbeerrot? Was Pinkeres oder mit Glitzer? Nee, wenn dann matt! Na, Herr Wilhelm, da kommt also noch was auf Sie zu.

Und mal ehrlich Jungs - ne Speedmachine in Pink, sowas gabs nun wirklich noch nie!

Ach herrlich war er, dieser Abend.

Verabschieden, raus in die milde Zaghaftigkeit eines schüchternen Frühlingsabends, die Edelux leuchtet mir den Weg, als ich nach Hause nach Niendorf fliege, gleich einem Radwegnazi, der mich doch tatsächlich auf die gemeingefährlich vereist-matschten Gehwege hupen wollte, ein fröhliches "Arschloch" zugerufen, mich an der Ampelkreuzung an zwei Streifenwagen vorbeigedrängelt und ihn endlich wieder im Gesicht gespürt, diesen Fahrtwind, diese Zugluft, diese geile, geile Luft, die man nur im Sitz eines Liegerades atmen darf.

Den Abend, den lasse ich bei "LOST" ausklingen.
Porno hatte ich heute genug.


Gefahren: 13 km mit 2 Litern Endorphin

22 Februar 2010

Avanti, Bianchi: Erste Gehversuche.

Irgendwie fühlte es sich an wie Krankenbesuch, dachte ich, als ich durch den strömenden Abendregen nach Altona gurke. Aber das Gefühl geht schnell vorbei: Bernd vom Liegeradstudio hatte mich verständigt, dass die Speedmachine heute "auf eigenen Beinen" steht, das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Ah, mi Amore, ein Traum in Celeste, da war sie, einfach herrlich, aus Krankenbesuch wird plötzlich ein Date ...

Und wenn ich nicht längst schon in diese Kurven verliebt wäre, heute wäre ich fällig gewesen.

Ich beschaue mir mein Werk, denke zurück an meine Idee und die ersten Skizzen, bin auf einmal so stolz. Und begeistert, um wie viel schöner dieses echte Liegerad im Bianchi-Style doch aussieht. Die Details erst ...

Endlich montiert wirkt er noch viel besser, der schicke SON-Nabendynamo, natürlich rot eloxiert, passend zum Rohloff Speedhub, der schon seit einem Jahr meine Beinarbeit in knallharten Vortrieb wandelt.

Und wo ein SON ist, kann auch die feine Edelux nicht weit ein. Siehe da, auch sie sonnt sich stolz in fremden Neonschein, feines rotes Eloxal garniert den weiß auslaufenden Ausleger.

Á propos Lichterschein - hinten hatte Alin schon das superschicke E3-Taillight montiert. Herrlich klein, Hightech, nur 3 LEDs und trotzdem blendet es mich, als er zum Testen nur mal so das Vorderrad anstubbst. Nee, da brauche ich wahrlich keinen Reflektor mehr.

Ach, sowieso, das ganze Heck ist einfach ein Gedicht, oder?

Ich kann es kaum noch erwarten. Ende der Woche. Länger kanns nicht dauern. Wieder ins Liegeradstudio pilgern und sie gleich mitnehmen.

Endlich. Und dann, dann soll es warm werden. Trocken sein. Damit Ihr ihn auch alle schön bestaunen könnt, meinen neuen Hintern, schön weiß und knackig, so wie es sein soll ...

Sprach´s und verabschiedete sich.

Und träumt von Bianchi.
Von Speedmachine.
Und hat sie im Traum noch immer auf, die rosa-pinke Liebesbrille ...

19 Februar 2010

Shaving for Spring

Nein, nein, das sind keine Leggings. Das ist Rasierschaum. Warum? Na, einer muss ja den Anfang machen!

Denn wenn ich mal so ganz bescheiden Bilanz ziehe von dieser Wintersaison 2010, dann war die doch eher enttäuschend, oder? Auf der Tacx-Rolle gerade mal 200 Kilometer gefahren. Nur knappe 100 km nach zwei (fast) Halbmarathons auch das Laufen eingestellt. Naja, und dass ich mich echt schlimm Hals über Kopf verliebt habe - unglücklich versteht sich, und das ganze noch zwei mal! - muss ich ja nicht weiter erwähnen.

Bleibt jetzt, da meine Speedmachine schon wieder aus der Pulverwerkstatt zurück ist und wieder zusammen gebaut wird, die Hoffnung, dass es schnell taut und endlich Frühling wird. Aber was ist, wenn man raus schaut?
Eis. Eis. Eis.

Und nun muss sich ja mal irgend einer darum kümmern, dass es ein Ende hat mit diesem Mistwetter. Kälte, Nässe, Eis und Schnee. Oder?

Dachte ich mir und starte hiermit folgende Aktion: 1.000 Beine für den Frühling.

Kommt schon, Leute, Ihr alle wollt endlich loslegen? Ihr alle wollt Eure über den Winter aufgerüsteten Maschinen treten, wollt raus auf die Straßen, Rennradler frühstücken, Kilometer fressen? Ja? Na, dann macht es mir nach - steigt in die Wanne, nehmt Euch Eure Rasierer, meinetwegen auch den Venus Eurer Freundinnen und verpasst Euch eine schöne Erik-Zabel-Gedächtnis-Beinrasur.

Ja, genau. Glatt wie ein Baby-Popo, los, kommt schon! Gerade so, als gehet Ihr morgen an den Start zur großen Etappe den Mont Ventoux hinauf. Ganz so, als schaue morgen die ganze Radsportnation auf Euch, ganz so, als wäre die morgige Ausgabe von Planet Armstrong auf Eurosport ausnahmsweise nur Euch gewidmet.

Und wisst Ihr was? Ich glaube, dass wir ihn anlocken, den Frühling, ihn locken mit makellos rasierten Rennfahrerbeinen.

1.000 Beine für den Frühling - ich habe den Anfang gemacht.
998 Beine fehlen. Das wäre ja gelacht.

Also ran an die Rasierer, lasst es schäumen.
Das ist vielleicht ein bisschen Voodoo - aber in Zeiten, in denen selbst die Bundesrepublik Deutschland kein Streusalz mehr hat, muss man halt zu außergewöhnlichen Mitteln greifen.

So, Ihr Rennrad-Fahrer, Liegeradler, Speedpiloten und Mountainbiker, egal, woher, wohin und wie alt - macht mit, damit wir alle endlich wieder draußen fahren können. Macht mit und ladet Eure Beweisfotos als Comment an diesem Post hoch. Verteilt die Nachricht über Twitter. Oder druckt den Post aus und nagelt ihn an Eure schwarzen Bretter.

Mal ehrlich - lächerliche 998 Beine - die werden wir doch wohl zusammen bekommen?!?

Spread the word: No shame - just shave!

Celebrating Celeste: Das Liegerad wird. Es wird!

Jeden Tag kommen nun die guten Nachrichten aus dem Liegeradstudio - haben die Jungs wirklich so viel Spaß daran, meine Bianchi-Schönheit aufzubauen? Muss ja, denn so leidenschaftlich, wie Bernd den Zusammenbau dokumentiert - zumindest hat er das bei meiner orangefarbigen Speedmachine nicht gemacht. Na, mich freut es ja.

Da wäre zunächst die fertig aufgebaute Kurbeleinheit - Bernd hat hier für mich eine schöne 2009er Shimano 105er-Gruppe geschossen. Dickes Hohllager, sehr geile Kurbeln und die mattschwarzen Blätter. Sehr edel. Wie heißen noch gleich die neuen Pedale, die ich mir gegönnt habe?

Darunter glänzt der neue Schmidt SON-Nabendynamo in rotem Eloxal in den Speichen, dazu die neuen, weiß gepulverten Felgen - ein Traum, oder?

Aber es kommt noch besser: Die Kurbeln sind montiert, dazu schon Ausleger und Gepäckträger angebaut. Jetzt wird sie langsam zu einem echten, wirklichen Liegerad, die Idee vom Celeste-Speedy.

Ach, schön - und wie es nun aussieht, wenn mein geliebter Rohloff-Reaktor, der rot eloxierte 14-Gang Speedhub hinten in der aus Celeste in Weiß auslaufenden Schwinge hängt, dazu die weißen Felgen ... ein Gedicht, das muss man doch mal sagen. Schade, dass Dante das nicht mehr in einer Elegie festhalten kann. Aber das werde ich schon noch übernehmen.

Ich weiß, ich weiß, da kann noch locker eine DT-Swiss Luftfederung rein. Oder gleich ein edler German:A-Dämpfer. Kommt alles noch, kommt alles noch.
Muss echt mal einen Termin bei meiner Sparkasse machen.

Aber so, so sieht es doch schon mal richtig schnieke aus, das Liegerad, oder? Nun fehlen nur noch Gabel, Anbauteile, der Tiller-Lenker und ein bisschen Schnickschnack.
Na, ich bin gespannt, liebe Leute, bin echt gespannt.

Nun müssen wir uns nur noch etwas einfallen lassen, wie wir den Winter vertrieben und die Straßen geräumt bekommen ...

16 Februar 2010

Celebrating Celeste: Die Speedmachine ist da!

Manche Tage, die beginnen schon so, dass man schon vom ersten Sonnenstrahl an weiß, dass dies ein ganz besonderes Datum werden muss. Wie heute.

Nicht nur, dass heute meine liebe Heike Geburtstag hat - alles Gute Dir - der überwältigend schöne Anblick heute Morgen aus dem Fenster meines Büros verkündete noch mehr.

Und ein Anruf aus dem Liegeradstudio bestätigt das Vibrieren, dass heute durch die Kälte zog - der Karton aus dem fernen Hessen ist da! Er hat den beschwerlichen Weg über aalglatte Autobahnen, durch nicht geräumte Hamburger Innenstraßen und die letzten gefährlichen Meter auf matschig-glitschigen Fußgängerwegen geschafft.

Endlich, ein Traum in Celeste und Weiß - er ist da.

Den Feierabend kaum abwarten konnte ich, schwinge mich in die S-Bahn und werde schon freudig grinsend von Bernd und Alin erwartet, der auch gleich den Cutter zuckt und sie feierlich auspackt, die neu gepulverten Rahmenteile meines Liegerades - genau so, wie ich es mir damals gewünscht hatte.

Allen voran die neuen Shimano 105er-Kurbeln, die ich gleich mal von ihrem Chrom befreien und in reinem Weiß pulvern ließ - eine glatte, glänzende und reine Oberfläche. Fast hat man den Drang, Handschuhe anziehen zu müssen. Alin hält es mir hin, lächelt verlegen und meint, dass er sich wie einMuseumskonservator vorkommt.

"Und mit dem Rad willst Du dann echt fahren?", fragt Bernd.
Und ob!

Langsam und vorsichtig packen sie die anderen Teile aus und reihen sie auf dem Boden auf: Gepäckträger, Ausleger, Tiller und Schwinge meiner Speedmachine treten an zum Gruppenbild in neuem italienischem Kleid.

Stolz wie Oskar stehe ich da und beschaue, wie meine Idee endlich Stoff geworden ist - zwar noch recht roh, aber dennoch faszinierend.

Der filigran gearbeitete Rahmen, ich bewundere ihn und lege ihn zu den ebenfalls weißen Felgen.

Ah, ein Gedicht, befinde ich, und versuche, mir alles zusammengebaut vorzustellen, mit Kabeln, mit Reifen, mit BodyLink-Sitz und viel Speed ... in der heißen Sonne Italiens ... einen Berg hinauf quälen ... und dann, rollen lassen, rollen, Geschwindigkeit, Luft im Gesicht, die Serpentinen hinabstürzen. Ja, das muss was sein!

Und so sieht er aus, der Dreiklang aus Celeste, Weiß und Rot-Eloxal. Ein Triade der Geschwindigkeit. Und wie muss alles erst mit den Aufklebern wirken? Mit mir als Fahrer?

Also, nun kann ich es aber wirklich nicht mehr erwarten - jetzt bauen sie mir die Speedmachine zusammen. Und ich, ich besorge mir noch die Bianchi-Kombination aus Trikot, Hosen und Jacke und dann soll es endlich tauen in diesem Lande!

Endlich raus aus dem Schneechaos
Rein in einen Frühling.
Rein in die Sonne.
Ab in die Pedale.

Avanti, Bianchi!



14 Februar 2010

Zum Liegeradschnack in Berlin

Schön war es, liebe Liegeradler in Berlin, und ich will auch gar nicht so viele Worte verlieren - es war ganz großes Kino, Euch mal alle wieder gesehen zu haben. Allen voran mein lieber Norbi, das Eisenschwein, Herr des mattschwarzen 20-Kilo-Eigenbau-Schlachtschiffes und Erfinder der Spezial-Dosenwurst-Kraftkost.

Norbi hatte so Einiges im Gepäck - angefangen bei einem richtig tollen Film über den letzten Paris-Brest-Paris Brevet, einige schöne handgeschraubte Filme über vergangene Liegeradfestivals und ein paar leckere Touren mit dem Kurzlieger die Spree und Elbe entlang - Norbi, auch wenn du nun unter die untenlenkenden Grashopper-Fahrer gegangen bist - ich freue mich auf meine nächste Tour mit Dir!

Und dann war da Olli, der Gastgeber, in dessen Heim sich die 8 Liegeradler zum Schnacken trafen, der uns mit fünf Pesti-Variationen und 2 Kilo Nudeln, einem leckeren Nusskuchen der lieben Mutter, die ich noch am nächsten Tag kennen lernen durfte, und einer großen Palette Bio-belassener Weine und Säfte gar köstlichst büffettierte.

Mit ihm gingen wir die Grobplanung seines anstehenden Trips zum Nordkapp durch, schauten einigen seiner Vorgänger auf Youtube bei deren Unterfangen zu und schnackten uns die Nacht um die Ohren.

Klaus und ich konnten den Abschluss der um Juni anstehenden Italien-Rundfahrt, dem BentGIRO, verkündigen und mit den anwesenden über fast 10 Jahre faszinierende Touren durch den indischen Subkontinent und viele andere tolle Anekdoten fachsimpeln.

Und als zu fortgeschrittener Stunde der Wein langsam zur Neige ging und die Uhren sich der Eins näherten, verabschiedeten wir uns - nicht ohne uns vorher eine super Liegerad-Saison 2010 mit großartigen Touren, vielen Eindrücken, netten Bekanntschaften und vielleicht sogar der einen oder anderen neuen Freundschaft zu wünschen.

Es war mir ein Spaß, Jungs!

12 Februar 2010

Celebrating Celeste: Von Pulverschnee und Pulverbeschichtung

Draußen stürmt und schneit es seit Wochen. Was für ein Winter, oder? Tjaha, und in all dem Pulverschnee freue ich mich auf meine neue Pulverbeschichtung, denn die ist gestern auf meine Speedmachine gekommen.

HP Velotechnik haben mir die Firma BikeColours im hessischen Usingen empfohlen - und hier schickte der gute Bernd mein Liegerad denn auch hin. Gestern traf das letzte Foto vom guten Stück in altbekannter, lieb gewonnener Orange-Lackierung ein ...

Und dann geht es auch schon los - nach dem aufwändigen und zeitraubenden chemischen Soft-Entlacken, das wiederum von einer Partnerfirma durchgeführt wurde, bringen die BikeColours-Mitarbeiter das elektrisch aufgeladene Pulver auf die vorbehandelten Oberflächen auf.

Feiner Nebel legt sich auf die Teile - Rahmen, Schwinge, Gabel, Gepäckträger, Tiller, Felgen und Kurbeln freuen sich über ihren hauchdünnen Mantel aus feinen Teilchen.

Und dann geht es ab in den Ofen - 110 bis 250 Grad wird es heiß. Keine Ahnung, ob sich die Teile nun immer noch so wohl fühlen. Aber aus der filigranen Pulverschicht wird nun ein extrem haltbarer, harter und kratzfester Überzug aus glashartem Material.

Steinschlag, Streusalze und Sturzbäche von Schweiß werden dieser Beschichtung nichts anhaben können. Aerodynamisch, fein und so manchem Carbon-Radler Angst einflößen wird sie, gerade so, wie die blutrote Lackierung des Dreideckers eines Baron von Richthofen.

Doch bis zum großen Rennrad-Fressen ist es noch ein weiter Weg. Zunächst sehen sie lecker weiß aus, die Teile. Aushärten, und weiter geht es - immerhin soll die Speedmachine später im feinsten Bianchi Celeste erstrahlen. Und deshalb schieben die Jungs die Teile gleich mehrfach in den Ofen - und das nicht, ohne sie vorher mit ebenjenen Mikroteilchen im italienischen Himmelsblau besprüht zu haben.

Ahhh, eine Augenpracht, oder?

Abkühlen.
Aushärten.

Und dann die Übergänge in Weiß anbringen. Denn, wie in meiner Ursprungsidee skizziert, soll das Celeste an Bug bund Heck meiner Maschine ins Weiße auslaufen, sodass die rot-eloxierte Rohloff-Reaktor und die nagelneue SON-Edelux-Kombi an Ausleger und Gabel besonders gut hervorstechen.

Zum Schluss kommen zwei Schichten Klarpulver auf das Kunstwerk und so haben die Jungs nach zwei Tagen fleißiger Arbeit mein Liegerad in einen gänzlich neuen Look getaucht.

Fast schon wie bei einem Gottesdienst hängen die Teile schön sauber aufgereiht im Ofen, wie Jesus, der Heiland, am Kreuze, The Church of Recumbent, kommt alle her, zum Gottesdienst, lasst ihn uns anbeten, den Herrn des Speed, auf unseren Messen, draußen, draußen auf dem Asphalt.

Amen, BikeColours.

Und ich kann es kaum erwarten, den Karton Mitte nächster Woche zu öffnen und die Teile endlich selbst zu berühren.

Und auch das wird wie eine heilige Messe werden. Ich bin schon ganz ergriffen.

Bei so viel cooler Pulverbeschichtungs-Action stört mich auch das Pulverschnee-Chaos draußen vor der Türe kaum. Hauptsache, in zwei Wochen ist es schön trocken. Denn dann, tjahaaa, dann gibts die erste Fahrt im Italo-Style.

08 Februar 2010

Die ADFC Radreisemesse in Hamburg

Frisch und noch nach Druckerschwärze duftend - die neue Ausgabe des ADFC Hamburg liegt auf dem Tisch.

Und nun - sehen wir uns? Die ADFC Radreisemesse öffnet am Sonntag, den 28.2.2010 ihre Pforten - und das von 11 bis 18 Uhr. Und der Speedmaschinist ist natürlich auch mit von der Partie. Ich gebe einen, vor allem für Unentschlossene und Liegerad-Einsteiger vielleicht ganz interessanten Vortrag zum besten: Das Liegerad als perfektes Reiserad.

Ich werde die Vorteile des liegenden Tourenfahrens ebenso erläutern, wie die Eigenheiten und Tipps geben, was beim Kauf eines Liegers zu beachten ist. Zudem werde ich auf die gängigsten Vorurteile und Klischees eingehen und versuchen, so gut es in leider nur 30 Minuten Vortragszeit eben geht, auf die besondere Faszination der weiten, schnellen Tour in einem Liegerad einzugehen.

Und wer weiß? Vielleicht ist zur Messe dann auch meine Speedmachine mit ihrem schicken neuen italienischen Kleidchen fertig, sodass Ihr am lebenden Objekt sehen könnt, worüber ich da eigentlich zu sprechen versuche.

Ansonsten bietet die Radreisemesse natürlich noch viele weitere, spannende Vorträge, eine Menge Aussteller und vielleicht (sicher!) das eine oder andere Messe-Schnäppchen für die hoffentlich bald beginnende Radsaison ´10.

Ach. Und alle, die mich nicht genug sabbeln hören können - am 16. März gibts den Vortrag zu meiner Japan-Tour im Herbst vergangenen Jahres in der ADFC Geschäftsstelle in der Langen Reihe.

Also, wir sehen uns?
Es wäre mir eine große Freude.

05 Februar 2010

Wer ist der schnellste Liegerad-Fahrer?

Tja-haaa, diese Frage hat er sich gestellt, der Speedmaschinist. Und Dank seines weltweit geknüpften Follower-Netzes im Microblogging-Dienst Twitter war dann auch schnell eine kleine Umfrage gestartet: What´s your fastest Bentride ever?

Egal, ob mit Rückenwind. Egal, ob Downhill. Egal, ob mit vier Tüten Power-Gel - Hauptsache, Ihr habt in einem Rad gelegen und es hat Euch ordentlich die Luft um die Ohren geknallt.

Und siehe da, immerhin haben 11 Liegerad-Fahrer geantwortet. Here we go:

Gunnstein Lye - you´re the fastest, man! Congrats. Aber, liebe Leute, das war ja erst der Anfang. Eine kleine empirische Datenerhebung. Denn, wir wollen ja ein Ziel vor Augen haben.

Also, Jungs, hiermit eröffne ich einen schicken neuen Wettbewerb: Wer ist der Schnellste - und wo?



Also, folgende Regeln:

  • Ihr müsst ein Liegerad fahren
  • Es muss ein Foto von Euch und dem Liegerad nach vollbrachter Schussfahrt geben
  • Ebenso ein Foto vom Bike-Computer "max speed" mit dem km/h-Wert
  • Schickt mir den Ort Eurer Geschwindigkeitsübertretung als Google-Maps-Link
Alles mir mailen. Und ich verewige Euch Ende der Saison in einem schicken Blog-Post zu Ehren der liegenden Geschwindigkeitsfanatiker, auf dass sie Euch huldigen, Euch bewundern und ... Euch versuchen, die Eier 2011 wieder abzunehmen.

Ein toller Wettbewerb, oder? Stürmt die Alpen, entert die verrücktesten Abfahrten, wagt Euch die steilsten Serpentinen hinauf - und stürzt sie Euch wieder hinab. Verdient sie Euch, die BentCojones 2010!

Aber was habt Ihr davon?

Nichts, um ehrlich zu sein. Außer, dass Ihr die dicksten BentCojones 2010 haben werdet, denn Ihr seid die Schnellsten der Schnellen. Und, Leute, bitte, das ist doch wohl ein Ehrentitel, auf den keiner verzichten kann, oder?

Und nun - Sommer, komm endlich!

Ride safe. Ride fast. Ride bent!


Nachtrag: James Murphy aka recumbent ist eigentlich der Schnellste: 88 km/h hat der gute Mann erreicht, nur leider zu spät geschrieben. Also, die 90er-Marke muss 2010 geknackt werden. Au Backe ...



02 Februar 2010

Celebrating Celeste: Mein Testrohr klebt.

Ja, ich gebe zu, das klingt jetzt etwas ekelig. Ist es aber nicht. Mein Testrohr klebt, na und?

Heute sind die Aufkleber für meine Speedmachine im neuen Bianchi-Style eingetroffen. Und den Kleinen für meine Hinterradschwinge, den habe ich gleich mal am Testrohr ausprobiert - sieht Klasse aus, die edizione BIANCHI, oder?

Ein bisschen teuer war der Spaß, das gebe ich zu. Satte 200 € mussten mein armes, armes Konto verlassen. Aber dafür schmückt nun nicht nur der originale Farbton meinen Liegerad-Rahmen, sondern auch ein schnieke Namensschild. Dass mir da ja keine Verwechslungen aufkommen.

Außerdem - die Aufkleber, die da von HP Velotechnik in Kriftel auf die Rahmen kommen, sind alles andere als Anwärter auf einen Preis in Industriedesign, da hatte ja selbst das Branding meines MiFa-Klapprads zu Ostzeiten eine stylischere Schrift am Rahmen ...

Nun also meine eigenen Folien. Und eine tolle Qualität haben die neuen Aufkleber auch noch: Fest und sicher scheinen sie, den rabiaten Kratztest am klebrigen Testrohr haben sie mit Bravour überstanden. Was will man mehr?

Fragt sich nur, was zur Hölle ich eigentlich mit einem laufenden Meter Bianchi-Aufkleber anstellen soll?! Ich kann ja nicht anders, denn das war die Mindestabnahmemenge bei der Spezialdruckerei Dowe, die mir von den Jungs von HP Velotechnik empfohlen worden ist.

Grübel. Grübel. Ah, ich habs: Ich lege einfach eine eigene, natürlich ziemlich elitäre, Kleinserie der schnellen Liegeräder im italienischen Bianchi-Look auf. Für 20 tiefe Träume in Celeste würde es immerhin reichen.

Also, Ragazzi, Bestellungen werden dann ab sofort aufgenommen ... Allora diamo!