... oder: Auf der Suche nach dem Goldenen Kalb. So oder so ähnlich könnte man den Sonntag beschreiben, der zunächst bescheiden anfing. Mit einem Sonnabend.
Früh schon kitzelte die liebe Sonne meine Nasenspitze: Der 200-km-Brevet, erste von 4 Langstreckenprüfungen zum Super-Randonneur, stand an.
Eine Tour bei schönstem Wetter von Hamburg-Horn hinaus nach Lübeck, ein mal an der Ostsee anklatschen bei Timmendorfer Strand und wieder zurück. Kinderspiel. 5:30 Uhr hieß es hierfür aufstehen.
Sagen wir es mal so: Ich hätte gewonnen. Ganz knapp, aber wirklich nur ganz knapp ...
Wenn ich nicht verschlafen hätte. Brevet verpatzt. Naja. 2010 ist auch noch ein Jahr ... aber so konnte ich wenigstens nach einer harten Arbeitswoche einmal wohlig schmatzend im warmen Bett ausschlafen. Hat ja auch was ...
Dafür aber versprach der Sonntag umso mehr Aktivität - eine Schnitzeljagd stand an. Meine liebe Freundin Simone, David, ein liegeradfahrender Kollege, und ich waren ganz heiß darauf, den ersten Platz bei der familienfreundlichen Schnitzeljagd durch den Hamburger Hafen zu gewinnen.
Die Stimmung war locker, freundlich, ebenso, wie das herrliche Wetter, als wir uns gegen 14 Uhr auf der anderen Seite des alten Elbtunnels wiederfanden. Dort hat sich der Verein FahrradKulturen angesiedelt - Enthusiasten, die historische Rennräder und allerlei velozipedische Kuriositäten aufarbeiten, pflegen und ausstellen. Interessant, was sich dort alles an Maschinen und Maschinisten fand.
Etwa 50 Teilnehmer - Einzelfahrer in Racing-Outfit, Familien mit Kleinkindern und Lastenrädern und bunt gemischte Teams noch bunterer Vögel sammelten sich, als wenig später von den Organisatoren die Streckenkarte ausgegeben wurde: 10 Punkte innerhalb des Hafen mussten angefahren werden. An jedem Punkt galt es, eine Aufgabe zu lösen. Die Reihenfolge war egal - Hauptsache, man würde am Ende alle Lösungen beisammen und die beste Zeit haben.
Und so fuhren wir los - guter Dinge. Die Stimmung war perfekt, das Wetter auch und so radelten wir den ersten Punkten entgegen. Dass dies alles gar nicht mal so einfach war merkten wir spätestens nachdem wir uns das dritte mal verfahren und unsere (schweren Räder) über die ein oder andere Treppe schleppen mussten. Etwas mehr Ernsthaftigkeit war angebracht.
Eine Ernsthaftigkeit, die kaum möglich war, denn was passiert, wenn ein Franzose - David, Airbus-Kollege aus Toulouse - versucht, ein Sprachrätsel auf Deutsch zu lösen, ist eine Köstlichkeit, deren Komik man sich nun beim besten Willen nicht entziehen kann.
Und so räkelten wir beide uns bequem in unseren Liegeräder - David in sein Toxy und ich in meine Speedmachine, die am heutigen Tage noch stolzer glänzte. Perfekter Smalltalk in Franglish mit deutschen Brocken, Sonne im Gesicht und Wind in den Haaren - was will man mehr?
Unsere Lady flankierend flogen wir auf unseren orangefarbigen Rössern auf der Schatzjagd durch allerlei Ecken und nie gesehene Enden des Hamburger Hafens: Einblicke und Ausblicke in einen Ort, der sich mal geschäftig surrend und oft auch gespenstisch leer, aber immer faszinierend präsentierte.
Dabei fanden wir es dann auch - das Goldene Kalb. Hierher hat es dieses Mysterium also verschlagen. Verstohlen zwischen zwei Brücken stand es da, versteckt fast schon mitten im Wasser eines verlassenen Fleets auf einem Poller einer wahrscheinlich im Krieg zerstörten Pfeilers. Es glänzte im Sonnenschein, blickte gen Westen aufs offene Meer und blökte still vor sich hin, die Helden der Schnitzeljagd grüßend, Tolles verheißend.
Wälder aus Kränen, Läger diversester Schifffahrtsunternehmen und Reedereien, mal chemisch stinkend mal würzig nach weiter Welt duftend, passierten wir ebenso, wie endlose Kaianlagen mit mehr oder weniger großen Schiffen und Booten.
Ein kleiner Ausflug in eine - ungeahnt idyllische - Ecke von Hamburg-Wilhelmsburg durfte hierbei ebenso wenig fehlen, wie ein romantischer Streckenabschnitt entlang eines verlassenen Hafenbeckens auf Sandwegen - Erinnerungen an die Kindheit wurden wach.
Das alles in wild-romantischer Kulisse des Hafens - belebte Industrie, Natur, die sich hier und da aus allen Ecken und Enden sprießend Teile des Areals zurück zu holen schien und immer dieses unterschwellige Brummen, ein Wummern, das man noch bis in die kleinste Magengegend spürte - Erinnerung daran, dass hier tausende Tonnen Waren im wichtigsten Hafen Deutschlands umgeschlagen werden. Ein Setting, das fasziniert und staunen lässt.
Und dann kam es, wie es kommen musste - nach (nur) 29 Kilometern und einigen Stunden (Irr-)fahrt durch den Hamburger Hafen waren wir soweit: Alle Punkte abgearbeitet, alle Prüfungen abgelegt, alle Spiele gespielt und alle Rätsel gelöst.
Nicht gerade früh, aber auch nicht als die letzten, flog unser deutsch-französisches Team beim Treffpunkt am Zoll-Checkpoint ein. Bei chilliger Musik, saftigem Grillgut mit selbstgebautem Kartoffelsalat und der wärmenden Nachmittagssonne wurden dann die (eigentlich beiläufigen, aber dann doch interessanten) Ergebnisse bekannt gegeben. Und auch hier gab es wieder Anlass zur Freude.
Unser gemischtes Liegerad-Damen-Team belegt dann doch immerhin noch den dritten Platz.
Ein wirklich gelungener Tag - Danke an die Veranstalter und ein Tipp für alle radenthusiastischen Hamburger und Hamburg-Touristen: Die Ausstellung FahrradKulturen direkt hinterm alten Elbtunnel.
Liegerad-Highlights 2008: Die besten Touren mit der Speedmachine
20 April 2009
Scavanger Hunt im Hamburger Hafen
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3 Kommentare:
Ich finde ja den Hamburger Hafen für solche Unternehmungen immer eine super Kulisse. Egal zu welchem Thema oder was dort stattfindet, es ist immer irgendwie automatisch eine ganz tolle Stimmung und Atmosphäre.
das hast du recht, liebe(r) cara.
vielleicht sieht man sich mal.
liebe grüße,
L
Ich war vor einiger Zeit auch in Hamburg und ich kann dir nur recht geben. Die Kulisse dort war einfach super und ich werde auf jeden Fall auch ein zweites Mal dort hin fahren.
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