06 April 2009

Worauf ich mich freue ...

Worauf ich mich freue ... spielte ich am Samstag, als ich morgens um 9 Uhr meine Spedmachine auf den Asphalt setzte, mich in ihren Sitz gleiten ließ und hinausfuhr, in diesen diesigen Nebel, in diese kühle Frische, die nach nahendem Sommer riecht.

Worauf ich mich freue ... merkte ich, als ich - eine steife Brise im Rücken - durch die Haseldorfer Marsch flog, geradezu raste, getrieben von stetig schiebendem Tritt. Als ich singend zwei Rennradler überholte, die fröhlich zurück grüßten, ich immer schneller wurde und meine Waden freiwillig die Kadenz des Tritts steigerten. Ich nassen Fahrtwind im Gesicht spürte und der heiße Atem eine Zehntelsekunde am Glas meiner Sonnenbrille kondensierte, um sogleich wieder zu verschwinden.

Worauf ich mich freue ... stellte ich fest, als ich zwischen zwei Autos auf der Mitte der Fahrbahn mit 56 km/h nach Wedel hinab stieß, risikoreich mit viel zu wenig Abstand an der Stoßstange meines Vordermanns nagte und es genoß, wie sich CDU-Wähler beim gemächlichen Sonntags-Spaziergang im Mercedes 190 über das komische Fahrrad echauffierten, und dabei ihre schwarzen Köpfe so rot wurden.

Worauf ich mich freue ... frohlockte ich, als ich leichten Fußes die Blankeneser Berge mit 25 km/h hinaufstürmte, dort, wo mir vor wenigen Wochen noch die brennende Zunge aus dem Rachen lugte und schmerzend die Schenkel verkrampften.

Ich freue mich auf Dich, Hamburg, Deine Radwege, gerade die wenigen Abschnitte, bei denen Du glatt und schlaglochfrei asphaltiert und nicht zugeparkt bist. Ich freue mich auf Dein Grün, das ich überall nach viertelstündiger Fahrt sehen kann, auf Deine Wiesen und Felder, auf Deine Pferdekoppeln und Kuhweiden. Ich freue mich auf Deine schnellen Passagen, die kurzen, giftigen Abfahrten, die lang gezogenen Anstiege. Ich freue mich auf Deinen Hafen, diese Riesenpötte, die dem Liegerad winken, auf den Airbus, der surrend tief über den Liegeradpiloten hinwegdröhnt, die Finkenwerder-Fähre, die mich ins blühende Alte Land bringt, die Alster, bei deren Umrundung ich Touristen-Super-G spielend zwischen Joggern und Glotzern manövriere.

Ich freue mich, dass es endlich Sommer wird. Und ich hier sein darf.

Hamburg. Mein Heimathafen.

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