05 August 2009

Der Frühe Vogel ...

... das wissen wir, bekommt den Wurm. Eine Wahrheit, die man uns als Kind schon erzählt hat. Nicht schlimm, früh aufzustehen, kein Beinbruch, nicht wild. Denn der Frühe Vogel, tja-haa, der bekommt ja dafür auch den größten Wurm!

Wenn es danach ginge, habe ich den Größten. Warum? Weil ich mich heute endlich einmal dazu durchgerungen habe, dem Drängen meines um 5 Uhr klingelnden Weckers nachzugeben und aufzustehen. Das Experiment "Morgenausfahrt" kann beginnen.

Groß ist mein Enthusiasmus freilich nicht. Gestern Abend besucht mich mein Bruder, was anzunehmenderweise in einer etwas längeren spätabendlichen Session endete. Und so sehe ich kurz nach dem Erwachen auch wenig erbaut aus. Aber ich ziehe es durch. Der Wurm hat mich an der Ehre gepackt.

Draußen graut der Morgen, mir graut es drinnen.

Es ist trocken, und ich atme jungfräuliche Frische, als ich, leicht fröstelnd, die Speedmachine vor die Tür schiebe, durchatme, mich einklinke und losfahre. Die Straßen auf meiner Runde sind erwartugsgemäß noch leer - der morgendliche Run auf den Asphalt wird erst in 1 bis 2 Stunden zu einer ausgewachsenen Rush-Hour anschwellen.

Es fährt sich großartig: Lang schon nicht mehr gehabt, dieses frische, würzige Gefühl in den Lungen, Stadt ohne Feinstaub, Straße ohne Abgasqualm. Hinter Pinneberg drehe ich vollends auf, kann beschleunigen und sogar Straße anstelle Radweg fahren. Neben mir geht prunkvoll die Sonne auf, sie gibt an, brennt rot, schleicht sich hinter meinen Sonnenbrillengläsern durch, wärmt aber auch. Sie ist willkommen.


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Wedel erreicht, 20 Kilometer, ein Drittel geschafft. Ich schwenke Richtung Hamburg, mache mich an den langen Anstieg rein nach Blankenese, den ich locker flockig nur so aus den schüttle - Motivation am Morgen: Es ist der große Wurm, der mich lockt.

Ich fliege an der Elbe entlang, der Blankeneser Touristenweg, vorbei an den pitoresken Kapitänshäuschen, ist noch nicht verstopft. Auch mal eine neue Ansicht. Im schönen Hafen krisengeschüttelte Geschäftigkeit.

So gelange ich hinterm Fischmarkt wieder auf die Hafenstraße, deutlich mehr Verkehr hier, aber ich kann mich behaupten, trete rein und fliege bis zum Hauptbahnhof, wo ich nach einem großartigen Liegerad-Flug meine Agentur erreiche, mein verschwitztes Ich reinige und mich mit brennenden, aber zufriedenen Waden, in meinen Stuhl fallen lasse und erst einmal einen Kaffee genieße.


Frühaufstehen ist Selbstmord? Weh getan hat es nicht. Im Gegenteil - belebter in einen Bürotag zu starten geht nicht.

So. Und nun mal her mit den großen Würmern ...

Gefahren: 49 km in 1:43 h bei 28 km/h Schnitt. Ordentlich, für 5 Uhr Gewaltaufstehen.



Mit der Speedmachine durch die Rockies - Recumbently Canada
Neue Etappe online - "The great Up and Down"

6 Kommentare:

Andreas Scherer hat gesagt…

"... aber die zweite Maus bekommt den Käse."

Willkommen im Club der Früh-am-Morgen-Radler. Bei mir war's gestern 5:45--8:10 und 50km "immer am Wasser lang" von Berlin-Mitte nach Nieder-Neuendorf an der Havel und zurück. Kaum war ich "Am Alten Strom" angekommen, konnte ich einen Fischadler bei der "Arbeit" beobachten (zum Glück hatte ich zuause noch schnell das Fernglas eingepackt): Der kreiste mit einem wahrlich "fetten Fisch" in den Fängen eine Viertelstunde über Heiligensee.

Und richtig, um die Zeit ist von "dicker Luft" -- auch in der Großstadt -- noch relativ wenig zu spüren.

Gute Fahrt wünscht Andreas.

Unknown hat gesagt…

hi andreas,

hat definitiv vorteile, dieses frühfahren. man muss sich halt disziplinieren - und das beginnt schon beim früh zu bett gehen.
werde mal schauen, ob diese 5-uhr-geschichte für mich alltagspraktikabel ist.

dann mal viele grüße in die heimat.

L

Anonym hat gesagt…

Hi Lars,

verleg doch einfach deine Arbeitszeit nach vorne! Mein Chef bestimmt, dass ich 6:45 da zu sein habe. Da braucht man sich dann nicht mehr mit Selbstdisziplin rumzuschlagen;-) Aber das früh-zu-bett-gehen übe ich auch noch...Ansonsten ist es auch meine Erfahrung, dass man am frühen Morgen mit dem Rad einfach besser auf Arbeit ankommt. Auch wenn ich anfangs dachte es ist ja noch nacht und mich dann gewundert habe, wieviele Leute es gibt, die außer mir so früh schon los müssen;-)

Grüße aus Halle

Lars

Unknown hat gesagt…

hi lars,

das geht leider bei mir nicht mit dem vorverlehhen. als unit-manager bin ich da leider eingeengt.

aber ich glaube, das ist nur ein bisschen routine, übung und disziplin.

LG L

Anonym hat gesagt…

Hi Lars, it is still so interesting to follow your adventures even when this takes place around the next street corner!!

LG.
David (Die "Franzose" liegerad fahrer aus HH)

Unknown hat gesagt…

danke, david, mein freund.
wann bist du mal wieder in HH für eine kleine ride?

oder hast du am WE frei? ich fahre morgen, 13 uhr zur HPV-europameisterschaft nach leer.

200 km ab buxtehude. sonntag wieder zurück. schön mit zelt und so.

lust?