24 Februar 2009

Blair Witch Recumbent?

Scary war das. Es ist Abend. 20 Uhr. 3 Grad Außentemperatur, keine Lust auf Rollentraining. Die Luft ist raus, um es mal auf en Punkt zu bringen. Kein Trainingsplan kann mich motivieren. Ich kam nach Hause, sah, dass es trocken war. Drei Striche über Null? Egal. Raus, aufs Liegerad und full speed ahead!


Gesagt getan. Bis ich auf einmal ungewohnte Lenkbewegungen bemerke. So, als würde eine unsichtbare Kraft an der Speedmachine zerren. Mal in diese, mal in die andere Richtung. Ich fliege die bekannte Runde - einmal um den Airport soll es gehen.

Anfangs nieselt es noch etwas. Wie kleine heiße Nadeln stechen die in Wahrheit kalten Schneeflocken in meinem Gesicht. Aber ich drehe nicht um, bin guter Dinge. Ich genieße es so, das Liegerad endlich wieder in echt fahren zu können. Balancieren. Lenken. Stöße vom Boden mitbekommen. Fahrtwind, Aufpassen in den Kurven, Anfahren wie ein Bekloppter, Bremsen, im letzten Moment ... so muss das sein! So macht das Spaß.

Speed. Speedmachine. Und ich bin der Speedmaschinist.

Spontan entscheide ich, dann doch zwei Runden zu fahren - 32 km, meine altes abendliches Trainingspensum aus dem letzten Jahr.

Bis sie immer stärker werden, regelrecht unangenehm, diese Lenkbewegungen. Noch weiß ich nicht, was es ist. Ich fliege durch den Krohnstiegtunnel, kämpfe mich im Abendverkehr zwischen den Autos zum Airport durch, heize unten an den Fluggästen und Taxen vorbei, bin auf der gegenüberliegenden Seite, biege ab - 30 km/h in der 90-Grad-Kuve, das Rad, es eiert, präzises Lenken auf nassem Asphalt unmöglich. Ich schaffe die Kurve nicht - schießt es mir durch den Kopf. Ich kann den engen Radius nicht halten. Komme auf die Gegenspur. Gottseidank ist da kein Auto.

Ich schaffe es noch 500 Meter weiter in die Kleingartenanlage, durch die die Strecke führt. Nun ist das Rad fast kaum mehr steuerbar. Es sind nicht die Bowdenzüge und Hydraulikleitungen, die zu stramm gezogen sind - wie ich vermute.

Es ist ein Platten.

Der Marathon Racer hat seinen ersten Platten. Nach einem Jahr und 7.500 Kilometern. Ich fasse es nicht - genau auf der gegenüberliegenden Seite des Airports. Im nieselnden Schneeregen. Laufe ich nun. Durch die Dunkelheit.

Keine Jogger mehr unterwegs. Selbst die Flugzeuge, die allenthalben abheben, sieht man nurmehr als undefinierbare Leuchtobjekte durch den dicken Nebel. Hunde heulen weitab. Irgendwo fährt ein Auto. Jugendliche brüllen.
So laufe ich.
6 Kilometer.
Herrlich.

Herrlich war es trotzdem. Die Hexe Blair hat mich nicht bekommen. Sicher zuhause, freue ich mich auf den Flickeinsatz morgen.

Gefahren: Nur 11,56 km in 27 min und 25 km/h Schnitt

Liegerad-Highlights 2008: Die besten Touren mit der Speedmachine

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh je, dann hat es Dich jetzt auch erwischt, wenigstens hast Du keinen Abflug gemacht, so wie ich damals. Vorne oder hinten?