Mal ehrlich: Wer hätte die nicht gern? Na bitte! Das dachte ich mir vorhin auch. Und bringe mich auf die Idee, wie ich auch zu solch schicken Waden komme. Es würde ganz einfach sein. Gar nicht weh tun. Und würde ohne viel Aufhebens umzusetzen sein.
Alles, was ich brauche, ist eine Badewanne, meinen Gillette Mach-3 und jede Menge Rasierschaum.
Wenig später stehe ich im Bad und komme mir reichlich bescheuert vor: Die Beine bis hoch zu den Oberschenkeln in nach Aloe Vera duftenden Schaum gehüllt - wie medizinische Stützstrümpfe sieht das aus.
Ich setze den Rasierer an, lege los.
Und bereits nach 5 Zentimetern sind die superscharfen Titanklingen made in USA am Ende - sie sehen aus, als habe sich da ein Braunbär versucht, in meinen Rasierer zu zwängen. Hoffnungslos stumpf, verstopft mit hunderten Haaren - und da prangt sie nun, eine weiße Stelle wie ein Leuchtfeuer so hell mitten auf meinem Schenkel, umgeben von dichtem Pelz. Sieht so gar nicht nach Tour de France aus.
Aber irgend etwas muss doch dran sein?! Die Jungs im Peloton rasieren sich doch nicht umsonst die Beine, oder? Bringt es womöglich einige km/h durch verringerten Luftwiderstand durch fehlende Haarpracht, in der sich der Fahrtwind verfangen könnte? Immerhin soll das bei Leistungsschwimmern ja auch einen Unterschied machen. Ist es gar, um sich beim blutigen Ritual des Aufbürstens von Sturzwunden weniger Schmerzen als nötig zufügen zu müssen? Oder wegen der Massagen - wie wir von Rolf Aldag in "Höllentour" gelernt haben?
Ich weiß es nicht, aber jetzt verfluche ich mich, meiner Freundin nicht öfter mal bei ihren "Ach Mädels, was strengt das ewige Beinerasieren doch auf die Dauer an!"-Gesprächen zugehört zu haben.
Ich nehme mein Schergerät - bisher meinem Schädel vorbehalten - stelle den Scherkopf auf die kleinste Stufe und fahre die Beine entlang. Und siehe da, wie nach einer Schafsrasur sammelt sich nach und nach auf den Fliesen unter mir ein stattlicher Berg wusseliger Fusseln, dem ich vor dem Runterspülen im Klo nur schwer widerstehen kann, ihn mir als Tupet scherzenshalber auf den Kopf zu legen.
Nun also noch einmal von vorn - einschäumen, losrasieren. Und siehe da - es klappt wie am Schnürchen. Schon wenige Minuten später glänzen meine Waden und Schenkel im Stromsparlampenlicht meines Bades, wasche ich die letzten Fusseln in der Badewanne ab, creme die Beine ein und wundere mich ob des frischen, ja irgendwie "echten" Gefühls am Bein.
Nun muss ich aber raus! Raus aufs Liegerad, fühlen, wie sich das denn nun anfühlt, so ohne Haare zu fahren.
Und so liege ich in meiner Speedmachine, blinzele gegen die Nachmittagssonne und trete mit gemächlicher Kadenz durch mein Wohngebiet. Langsam, langsam - denn ich will sie ja anschauen, meine neuen Beine, frisch und frei.
Da glänzen sie im Licht, Wind streicht sanft über blanke Haut. Und Jungs, ich muss Euch sagen - auch wenn es nicht ein einziges km/h bringt, ich mir niemals eine Schürfwunde nach einem Sturz aufbürsten würde und mich heute Abend (und in den nächsten Tagen wohl auch) keine einzige Massage erwartet - es ist ein tolles Gefühl!
Beine wie Lance Armstrong? Da sind sie - nicht ganz so dick, nicht ganz so wuchtig, aber dafür mindestens genauso glatt wie die seinen. Ob die wohl auch so nach Aloe duften?
Das Beste daran ist, dass ich auf meinem rechten Knie eine längt vergessene Narbe aus meiner Kindheit wiederentdeckt habe, die bis heute jahrzentelang unter dichtem Pelzbewuchs versteckt vor sich hingeschlummert hat. Eine Narbe, die ich mir bei einem Sturz zugezogen habe, als ich damals als 9-Jähriger mit meinen Kumpels um den Block gesprintet bin.
Und ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wie wir damals die große Friedensfahrt mit Olaf Ludwig und Uwe Ampler nachgespielt haben - damals, als auch Lance Armstong noch ein kleiner Junge war.
Liegerad-Highlights 2008: Die besten Touren mit der Speedmachine
01 Mai 2009
Beine wie Lance Armstrong
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2 Kommentare:
...ich werde mit sicherheit sowas von ohne lance armstrong beine hinter dir herfahren.
aber im rasieren; da bin ich jetzt schon besser :P
i´m bursting with tension, honey ... and i´m looooking soooo much forward!
;o)
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