22 März 2009

Orange Lars und die Schwarzen Berge

Eigentlich wollte ich an die Müritz - Geburtstag feiern. Eigentlich wollte ich diese 225 Kilometer in Vorbereitung auf meinen ersten Brevet, der am 18. April steigt, fahren. Eigentlich wollte ich die Grenzen pushen, testen was geht. Eigentlich.

Ich hab es nicht getan. Minus 3 Grad. Morgens, als ich um 6 Uhr das Thermometer auf meinem Balkon checkte. Nein, Minus 3 Grad, das muss nicht sein, befand ich. Und legte mich wieder aufs Ohr. Im Sommer - gern, alles über 5, 6 Grad, kein Ding. Aber mindestens 4 oder 5 Stunden bei Minusgraden fahren ... das muss ich nicht haben.

Also war Ausschlafen angesagt. Und Buße tun: Denn nichtsdestotrotz, kaum hatte sich gegen 11 Uhr der Morgenfrost verzogen wurde es ein richtig toller, sonniger Tag. Also rein in die Liegerad-Klamotten, Helm auf und raus auf die Speedmachine!

Zunächst ging es in die Stadt - Hamburg im Frühling ist eine Augenweide! Die Menschen strömen wieder an die Alster, Millionen Jogger und Walker zwingen zu Super-G-artigen Ausweichmanövern, junge Muttis mit ihren Kinderwagen und stolze Papas mit ihren Sprösslingen. Dazu die unvermeidlichen Touristenscharen (die scheinbar nie lernen werden, dass Radwege - bequem in ROT gehalten - wirklich auch von Radfahrern benutzt werden wollen).

Herkulars lenkte sein Liegerad flux an den Hafen, die Aidaluna sollte vor Anker liegen - leider war das Kreuzfahrtterminal leer, erst gegen 14 Uhr war sie zurück zu erwarten. Also auf - der Plan für heute: Die Speedmachine will in die Schwarzen Berge. Harburg. Über die Elbe!

Der Wind - zeitweise böig und hart am Liegerad rüttelnd - blies beständig und stark aus Süd-Westen, weshalb ich ihn mehr als die Hälfte der Fahrt von vorn hatte. Nicht sehr motivierend, sich mit nur 25 km/h über Straßen zu hieven, die man sonst locker mit 30, 35 km/h überflogen hätte. Aber egal. Ich erfreute mich an dem herrlichen Sonnenwetter, ließ mir das Gesicht braun brutzeln und blinzelte ein ums andere mal durch die Sonnenbrille.

Zunächst ging es in Veddel und Wilhelmsburg durch das Hafengelände - komische (definitiv nicht gesunde) Gerüche aus der Shell-Raffinerie erschnüffelte ich, erfreute mich an der abgefahrenen Industriearchitektur, durch die ich da fahren konnte und traf ein paar Trainspotter, die beim Anblick einer dreckigen Rangier-Lok aus dem Häuschen gerieten und nervös ihre Weitwinkel-Kameras zu justieren begannen.

Über die Kattwyk-Brücke, eine, bei der das Mittelteil zur Durchfahrt eines Schiffes satte 30 Meter in die Höhe gefahren werden kann, vorbei am Sündenfall der Hamburger Grünen, dem Ole-Kraftwerk Moorburg, ging es hinab nach Heimfeld.

Vor mir sah sie sie - die Schwarzen Berge. Schon viel über sie gehört - noch nie dagewesen. Der Plan war einfach: Einmal hoch und dann über das Alte Land wieder zurück. Gesagt getan. Zwei Kilometer ging es enttäuschend moderat nach oben. Oben angekommen tummelte sich die Speedmachine noch eine Weile auf Mountainbike-Pfaden, bis sie keine Lust mehr hatte und umdrehte. Nett dort. Schöner, dichter Wald. Gepflegte Wege. Herrlich. Aber, mal ehrlich, da habe ich schon fiesere Berge erlebt ...

Zurück ging es über Francop ins Alte Land. Leider blühte hier noch nichts, aber das hatte auch etwas: Vorbei an knochig, knorrigen Apfelbäumen, deren pralle Knospen auf den Startschuss zum Blühen warten, entlang am Deich (wo ich zwei Rennradfahrer kassieren konnte :-) und dann, der Höhepunkt: Airbus.

Just in dem Augenblick, als ich - nun endlich mit starkem Rückenwind, der mich auf bequeme, aber satte 40 km/h beschleunigte - landete ein fetter Beluga. Er kam mir entgegen, wendete, und blieb dann für zwei Kilometer mein Begleiter. Ein paar hundert Meter links von mir, flogen das schnittige Liegerad mit dem schnittigen Lars und der dicke Beluga neben einander her.
Ein herrlicher Anblick. Ob die Beluga-Piloten mich gesehen haben? Gewunken habe ich jedenfalls ...

In Finkenwerder - immer das selbe Bild: Touristen, die auf die Fähre wollen. Leute, bitte! Erst aussteigen lassen, dann kann man auch besser einsteigen! Welch´ übermenschliche Kräfte die Generation 60+ entwickeln kann, um als erster an Bord zu kommen und einen Fensterplatz zu ergattern, erstaunt mich immer wieder.

Von Övelgönne aus flog ich nochmal zur Aidaluna, die nun endlich angekommen und festgemacht hatte. Eine Wand aus Kreuzfahrtkabinen türmte sich da am Kai auf. Nix für mich - aber very impressive indeed!

Zurück geflogen, Ehrensache um die Alster. In die Dusche gefallen und froh, nur 90, anstatt 225 km gefahren zu sein. Denn obwohl das Wintertraining intensiv und fruchtbar war - ich wäre gestorben. Nicht zu vergessen, dass heute, am Sonntag, das selbe nochmal angestanden hätte: 225 km zurück. Bei fiesestem Gegenwind.

Nein, das machen wir lieber im Sommer. Denn dann, dann machen auch die Pausen in warmer Sonne mehr Spaß.

Dennoch: Eine großartige kleine Frühlingsrunde. Und hey: Alles Gute zum Geburtstag, Drea, Sylke + Patti!


Gefahren: 89,49 km in 3:48 Stunden und 23,5 km/h Schnitt


Liegerad-Highlights 2008: Die besten Touren mit der Speedmachine

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Guten tag vom Japan!

Unknown hat gesagt…

Konichi-wa, nihon-san.