Nun bin ich ja alles andere als ein Lauf-Freund. Jogging war für mich schon immer ein Graus. Nicht, dass ich es nicht könnte. Nee, auch damals schon in der Schule war das nie ein Problem. Egal ob schneller Sprint oder ausdauernde Langstrecke - kein Ding.
Aber das, wovon Freunde immer berichten, nämlich die Trance, dieses "Du spürst nur noch Tolles" - das kenne ich nur vom Radfahren. Beim Laufen hat sich das leider nie eingestellt.
Aber wie es nunmal so ist - ich komme vom Einkaufen zurück, der Himmel über Hamburg verwöhnt mich mit sattem Blau, Fetzen Weißes hängen vor meinen Lippen. Es ist kalt, aber ehrlich. Es ist stechend, aber frisch. Laufwetter, würden sie an der Alster jetzt sagen.
Also schnell heim, die Beute des Aldi-Gerangels verpackt und überlegt: Soll ich oder soll ich nicht? Nun ja, meine Speedmachine ist noch für Wochen beim Umlackieren und wie soll ich mich bis dahin fit halten? Zudem - ich sehe zwar nicht danach aus, aber die fleischlastige Weihnachtsorgie hat cholesterintechnisch sicher auch bei mir einige Werte in die Höhe schießen lassen.
Also machen wir es - Laufen. Ja, zum Laufen soll es heute gehen.
Gottseidank habe ich meine Erklätung ganz gut in den Griff bekommen. Kein Scherz, sobald es kratzt oder kribbelt in Nase und Hals, ist es eine Flasche Contramutan-Saft, die ich mir stündlich verabreiche das Beste. Und siehe da, die Klosterfrau verspricht nicht zu viel: Die Bakterien machen sich auf und davon.
Es muss wohl am Wasserdost liegen. Oder daran, dass dieses Arzneimittel auch in Celeste gebrandet ist - der Farbe des Jahres 2010, der neuen Farbe meines Liegerades.
Ich kleide mich an. Laufhose - die sich übrigens noch viel besser zum Liegeradfahren eignet, als gepolsterte Bike-Hosen - meine geliebten Pumas, die nur 150 Gramm pro Fuß auf die Waage bringen und dann Mutters Weihnachtsgeschenk.
Sie hat stundenlang in Internet und in Läden der Realwelt gesucht, bestätigte auch mein Daddy, um mir diesen Trainer zu kaufen - mit Streifen in Celeste. Na Mensch, da kann ja nix schief gehen. Ich greife mir vom Sportregal die Handschuhe, meine Helme rufen mir zu "Nimm uns mit!", sie können es gar nicht verstehen, dass ich einen Sport treibe, bei dem sie nicht mitmachen dürfen.
Dann gehts raus. Eine kleine Runde soll es heute nur sein. Ein mal um den Block sozusagen. 3 Kilometer sind das. Maximal. Ich will es ja nicht gleich übertreiben.
Ich laufe. Ich atme ruhig. Nase rein, Mund raus. Kalte Luft sticht mir die Lungenbläschen, räumt sie frei, raus, raus all der Müll und der Scheiß vom letzten Jahr. Ruß und Staub, Zigarettenqualm von der Silvesterparty. Ah, welch´ Wohltat, denke ich, und schaue mir auf die Füße, wie sie leicht wie Federn vom vereisten Aspahlt hochschnellen um einen Meter weiter mit sanftem Krachen wieder die Eiskristalle auf den Gehwegplatten zu zerbrechen.
Die Sonne blendet mich. Ich passiere Familienspaziergänge, andere Läufer, die mich grüßen, Hunde, die mit ihren Herrchen Gassi gehen und die Schwänze wedeln, ja, es ist auch Euer Wetter, ich weiß.
Langsam finde ich Gefallen hieran. Die Seiten stechen zwar schon, aber ich habe Spaß. Hätte ich nicht gedacht, denke ich und lenke meine Schritte durch ein kleines Wäldchen.
Licht fällt in hellen Streifen durch nacktes Gehölz, drüben kracht das Eis, wenn Hasen weghoppeln und hinter mir verwirbelt mein Atem, heißer Atem, guter Atem. Atmen. Frei, Sauerstoff. Muss aufpassen, dass ich nicht überdrehe. Overdose.
Irgendwann komme ich wieder zu Hause an. Schließe meine Wohnung auf und muss grinsen, als ich nackt in die Dusche steige, mein Körper dampft und ich mir das heiße Wasser befreiend über kalte Schultern spritzen kann: Wow, was für ein Gefühl, denke ich, bin glücklich und pumpe mit pochendem Herzen Endorphine und heißes Blut in jedes Kapillargefäß meines Körpers: Nein, Trance, ich habe sie auch heute nicht gespührt, aber dafür, glaube ich, ein ganz gutes Ersatztraining für meine fehlende Speedmachine gefunden.
Und morgen renne ich zwei Runden. Mit Stoppuhr. Es wäre doch gelacht, wenn ich mir hieraus nicht auch einen kleinen Trainingsplan zurecht zimmern könnte, bis ich mein Rad wieder habe?!
Ich sitze da, vor dem Rechner, trinke ein Glas eiskaltes Calpis, das ich in Japan so lieb gewonnen habe und das mir mein lieber SPMRider zu Weihnachten besorgt hat - AAAAHHH, mache ich genüsslich, fülle Glykogenspeicher mit einer süßen Banane auf und zwinkere meiner Couch zu: Und nun, nun bist Du dran!
02 Januar 2010
Ein Neujahrslauf
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4 Kommentare:
ahoihoi - liebster L
ich wünsche dir auch von herzen einen traumstart für das wundervolle jahr 2010! vielen dank für deine gedankengrüßle..
ich treibe mich am montag sogar mal wieder in der lachenden stadt herum und wenn du zeit hast, können wir gern ein heiß- oder eisgetränk zu uns nehmen?
ich hatte bisher nur ein euphoriegefühl beim laufen und das war unter dem sternenhimmel zwischen den weltmeeren dieser erde.. wenn man läuft und läuft und immer schneller und schneller bis das pochen der füße den geist und den atem übertönt und der rausch einen fliegen lässt und die seele mit gedankenlosigkeit verwöhnt! ..ich probiers gleich morgen nochmal, lieben gruß zu fuß ..drea :]
..ach sag mal, was hast du denn da im gesicht? :]
meinst du den "ich zeige dir den weg"-pickel auf der nase? ja, an dem habe ich seit silvester spaß. naja. der kleine bastard hat sich aus 2009 mit ins neue jahr gerettet. aber permanente pflege wird ihn schon in seine schranken verweisen.
oder den winterflaum?
es ist kalt, meine liebe, da muss man sich schützen ...
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