29 Juni 2009

Hamburg, deine Radweg-Nazis ...

Ich freue mich. Wieder zu Hause. Ach, endlich! Schön ist es: Die Elbe, der Hafen, das viele Grün. Dazu wieder vertraute Straßen und endlich einmal Autos, die nicht während des Supermarkt-Besuches mit laufendem Motor geparkt werden. Deutschland ist einfach gesitteter. Erwachsen eben. Europäisch überlegen.


Das Liegerad rollt morgens in die Agentur. Wie immer auf einem Teilstück, leicht abschüssig und daher sehr schnell, mit über 50 km/h unterwegs. Denn ich kann den Damenrad-Muttis auf dem Radweg meine hohe Geschwindigkeit nicht antun. Meiner Speedmachine übrigens auch nicht - Riffelpflaster macht ab 40 km/h nämlich alles andere als Spaß.

Also Straße. Gott sei Dank gibt es hier sogar drei komfortable Spuren pro Fahrtrichtung. Toll. Ich schieße mit 55 km/h die Kollaustraße hinab.

Ich bin gerade aus Kanada zurück: 1.300 Kilometer auf dem Highway gefahren. Keiner hupte, keiner drängelte. Selbst dann nicht, wenn ich mich mit 11 km/h eine Steigung hinaufschraubte und sich hinter mir eine kleine Schlange angesammelt hatte.

Back in Good old Germany: 600 Meter Kollaustraße, voll im Verkehrsfluss, sauschnell unterwegs, rechts eingeordnet. Und es kommt, was kommen muss - 3 Vollidioten drängeln mich ab und hupen wie die Spasten. CDU-wählende Opel-Astra-Fahrer pochen auf ihr Recht auf eine Auto-Straße.

Ach, schön, wieder zu Hause zu sein. Ich hatte bei den ach-so-bekloppten Amis nämlich schon ganz verlernt, wie man den Mittelfinger benutzt ...

27 Juni 2009

Die Menschwerdung des Bikers

Wieder da! Wow, was soll ich sagen? Sprachlos, muss mich sammeln.

Und so entsteige ich der heißen Wanne. Den 3-Wochenbart abrasiert, die Fingernägel pedikürt, alles fein gepflegt. Wieder ich werden. Vom Biker zum Menschen.

Den Ernährungsspielraum von Trailmix, PowerBar, Bananen und Pasta wieder auf die volle Breite europäischer Vollwertkost umstellen. Wieder Lars werden. Vom Speedmaschinisten, dessen tägliche Routine aus Wetterberichten, engen Radklamotten und tausend Höhenmetern bestand, wieder zu einem werden, der am Montag die Agentur aufschließen und arbeiten wird. Ganz normal.

Wieder ich werden.
Ganz normal sein.
Aber ich bekomme sie nicht mehr heraus. Heraus aus meinem Kopf. Die Berge.

Und ich finde, das ist auch gut so! Dank an alle, die mich während der 1.300 km mit dem Liegerad auf dem Trans Canada Highway auf Twitter begleitet haben. Ich hoffe, ich werdet mit meinem Touren-Blog, an dem ich in den nächsten Tagen arbeiten werde, Spaß haben.

Und könnt dann vielleicht beim Lesen mit erleben, warum mich heute ein Wohlgefühl des Stolzes erfüllt. Ein sonderbares Kribbeln. Und die Gewissheit, etwas ganz Besonderes getan zu haben. Und dieses Gefühl, das weiß ich, wird mich mein ganzes Leben lang begleiten.

08 Juni 2009

Ich roll dann mal los ...

Tja, liebe Freunde, nun ist es endlich soweit - 3 Wochen Kanada stehen an. Lange hat die Planung gedauert, unzählige E-Mails und Anfragen, Google-Maps-Umwälz-Aktionen und stundenlange Recherchen ... nun ist das Rad verpackt (sicher hoffe ich --- aber die zehntausend Aufkleber sollten jeden Flughafen-Rüpel davon abhalten, meinem Speedy was anzutun) und fliegt mit mir über den großen Teich.

Nun sitze ich also im Flieger, lasse mir fürstlich den Service der British Airways-Flugzeugküche angedeihen und schlage am 10. Juni in Calgary auf. Und dann geht sie los, die lang ersehnte, lange lange lange Reise durch beeindruckende Natur, harte Anstiege hinauf, rasante Abfahrten hinab und ... vorbei an röhrenden Bären.

Die Tour wird mein Liegerad und mich knapp 1.300 km weit in 10 Etappen über die Rocky Mountains bis nach Vancouver und weiter nach Süden bis zu meinem Ziel, Seattle in den Vereinigten Staaten, bringen.

Ich freue mir den Arsch weg ...

Um die 16.000 Höhenmeter warten auf mich, täglich stehen durchschnittlich 130 km auf dem Plan - an 3 "Ruhetagen" werde ich mir die Waden mit Wildwater-Rafting, Segelfliegen und einem Aufenthalt in einem Bungee-Park auf Vancouver-Island lockern.

Ihr könnt den Weg der Speedmachine hier auf Speedmachine-Adventures verfolgen, denn ich werde von unterwegs via Handy twittern. Die Tweets seht Ihr oben rechts oder hier auf meinem Twitter-Profil - gleich bookmarken!

Und natürlich immer wieder gern genommen, wird es wie nach der Portugal-Tour und der tollen Reise durch Schweden natürlich einen umfangreich bebilderten Kanada-Tourenblog geben. Aber das ... erst in 4 Wochen.

Danken möchte ich an dieser Stelle vor allem meinen beiden Sponsoren, deren Engagement es mir ermöglicht, diese Tour eigenorganisiert zu finanzieren.

HP Velotechnik, nicht nur Marktführer und innovativer Hersteller großartiger Liegeräder - wie meiner Speedmachine - sondern mittlerweile zum 4ten Mal in Folge vom Branchenverband zum besten Fahrradhersteller Deutschlands gewählt. Website HP Velotechnik

Bike24.net - Teile und Equipment in einer großen, gut sortierten Auswahl zu ebenso großartigen Preisen. Wer will, kann sich hier schnell und unkompliziert von kompetenten Mitarbeitern beraten lassen und findet immer das Richtige. Jungs, ich hoffe, ich brauche Eure Schläuche nicht während der Tour - aber gut, sie zu haben. Website Bike24.net

Doch nun erst einmal Tschö - ich roll´ dann mal los, mit diesem Sound im Ohr:



Bis dennsen. Und ... lasst mir mein Deutschland ganz.

06 Juni 2009

Interview beim ADFC

Fahre weit und spreche darüber ... wen es interessiert, der findet hier ein Interview mit Jan & mir nach unserer Tour von Hamburg nach Göteborg beim Hamburger ADFC im ADFC-Magazin auf Seite 13.

ADFC-Mitglieder bekommen halt mehr ... beitreten lohnt sich. Wen es ansonsten weiter interessiert, was so alles Haarsträubendes, Witziges und Tolles auf dem Weg nach Göteborg passiert ist, wie sich der direkte Vergleich zwischen dem Liegerad Speedmachine und dem Rennrad Bianchi auf einer 800 km-Tour macht, der findet hier den gesamten Touren-Blog der Reise durch Schweden.

02 Juni 2009

Ich-kann-nicht-mehr, Kanada und ein Karton

Da halfen weder Energy-Mixgetränke, Magnesium-Kapseln oder Power-Gels - das Abschlusstrainingswochende ist ausgefallen.

Denn der seit Tagen stetig und mitunter brutal hart wehende Nordwind hat meine 400 km-Tour zu meinem Bruder als abschließenden Trainingsreiz vor Canada versaut. Nach 90 verbissen getretenen Kilometern kehrte ich schweren Herzens um. Sorry, Milli, aber Onkel Lars konnte diesmal einfach nicht auf Herkulars-Modus umschalten.

Gegen so harten Wind nützt selbst eine stromlinienförmig optimierte, windschnittige HP Speedmachine nichts mehr - wenn selbst Gräser, Felder ... ja ganze Bäume einfach mal waagerecht im Wind liegen.

Dafür machte ich mich halt eben daran, meinem Liegerad ein Haus zu bauen. Und das, das war ja wieder eine lustige Geburt ...

Denn damit es meiner Speedmachine im Flieger nach Kanada an nichts fehlen mag, statte ich sie wieder mit einer vom Berliner Kartonfritze maßgefertigten Ein-Zimmer-Wohnung aus. Und das ist nicht übertrieben: Kartons dieser Art sind nicht nur die größten Papp-Bauwerke, die ich kenne. Sie sind auch bastlertrechnische Herausforderungen vom Feinsten.

Das Paket kam auch sehr schnell - musste es auch, denn die Tour durch die Rockies ist ja schon ... oh Schreck ... in genau einer Woche!

Von meinem Trip nach Portugal kenne ich die Kartons ja schon und wusste, was auf mich zukommen würde. Anders, als nachdem ich den Karton samt Liegerad in etwas fragwürdigem Zustand zurück bekommen hatte ...

... wollte ich beim diesjährigen Verpacken für meine Tour durch die Rocky Mountains alles richtig machen.

Ein, zwei Stunden Spaß vom Feinsten, das versprach der Aufbau. Also: Stereoanlage an, Depeche Mode rein, "Route 66" ballert aus den Boxen, Lautstärke natürlich auf Anschlag ... und eine Schüssel mit Wasser und Schwamm bereit gestellt. Es konnte losgehen.

Zunächst muss das Monster entpackt und entfaltet werden. Zum Warmwerden baute ich erst einmal die drei kleinen Kartons auf - in diese kommen später Vorder- und Hinterrad sowie der Sattel. So steht das Rad fest und sicher im Karton, kann nicht umfallen und (theoretisch) kann es so auch nicht beschädigt werden, wenn der Karton dann wider Erwarten doch einmal umgedreht werden sollte.

Dann ging es an die Mutter aller Kartons - ein immerhin über 4 Meter langes und knapp 2 Meter breites Riesenpappestück entfaltete sich auf dem Laminat meines zuvor leer geräumten Wohnzimmers. Eine wahre Materialschlacht begann. Pappe, klingt leicht, kann aber durchaus schwer wiegen in solch rauhen Mengen.

Zu erst musste ich die beiden Enden dieses Mega-Pappstreifens aneinander kleben. Das geschieht mittels Nassklebebändern (deshalb auch der nasse Schwamm), viel Verdrehen der eigenen Arme und meisterlichem Stemmen der Papp-Kilos.

Als dem soweit war, faltete ich den Unterboden und laminierte auch diesen. Leichter gesagt als getan, denn von oben in die Kiste steigen ging nicht (viel zu hoch) und von der Seite laminieren erwies sich ebenfalls als nicht wirklich funktionell, da ich auf der hinteren Seite keinen Gegendruck hatte. Also baute ich eine halsbrecherische Konstruktion aus Behelfsleitern (die Boxen meiner Anlage übereinander gestellt) um dann doch in den Papp-Sarg zu klettern.

Klaustrophobisch darf man dabei freilich nicht sein. Eine schweißtreibende Dreiviertelstunde später war der Boden des Kartons sicher und fest laminiert - und ich unter durchaus fernsehwürdigen Verrenkungen aus selbigem wieder hinaus geklettert.

Half way through. Nun nur noch die ganze Kiste auf die Höhe der Speedmachine zuschneiden und neu verkleben - und fertig ist des Liegerads Transportkarton.

Das ganze wird nun noch in Bubble-Wrap (gibts auch recht preiswert beim Kartonfritze) und Schaum-Schläuchen für Rohrdichtungen aus dem Baumarkt verpackt und dann kann meinem Speedy eigentlich nichts mehr passieren.

We will see. Wie bitte? Wieviel der Karton kostet? Mit Versand und allem drum & dran keine 30 €. Ist doch fast geschenkt, oder? Kann ich nur empfehlen.


Liegerad-Highlights 2008: Die besten Touren mit der Speedmachine